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Sport: Charles Akonnor hält tapfer durch - und lässt den VfL Wolfsburg von Juventus träumen

Alle lieben "Charlie". Nach dem 1:0-Erfolg des VfL Wolfsburg gegen Roda JC Kerkrade konnte sich Charles Akonnor kaum vor Sympathiebekundungen retten.

Alle lieben "Charlie". Nach dem 1:0-Erfolg des VfL Wolfsburg gegen Roda JC Kerkrade konnte sich Charles Akonnor kaum vor Sympathiebekundungen retten. Jeder wusste, wem der Einzug in die dritte Runde des Uefa-Pokal-Wettbewerbs und den Aufstieg in höhere europäische Fußball-Sphären zu verdanken war. "Charlie, du bist der Größte", rief Trainer Wolfgang Wolf dem 25-jährigen Mittelfeldspieler zu. Kapitän Claus Thomsen bespritzte den Ghanaer vor Begeisterung mit Wasser, als dieser gerade mit Journalisten sprach. "Sensationell, wie er sich reingekniet hat", lobte Manager Peter Pander.

Akonnor hatte die Rolle des Helden in der dramatischen Darbietung am Dienstagabend mit Bravour ausgefüllt. Mit seinem blutverschmierten Trikot war er wie kein anderer von dem Spiel gezeichnet. In der 80. Minute hatte er sich bei einem Foul an Bernhard Tchoukant eine stark blutende Platzwunde am Kinn zugezogen und musste vier Minuten behandelt werden. "Ich wollte unbedingt weiterspielen", sagte Akonnor. In der 87. Minute brachte er mit seinem Schuss aus zwölf Metern den Abend zu einem Happy End für sich und seine Mannschaft: "Es war ein tolles Gefühl, als ich getroffen habe. Wenn man ein Tor macht, merkt man auch das Blut nicht mehr", sagte er und lachte. "Der Sieg war aber ein Sieg der Mannschaft."

Die Leistung Akonnors, der schon in der ersten Uefa-Pokal-Runde gegen den VSC Debrecen aus Ungarn mit einem Tor im Hinspiel die Grundlage zum Weiterkommen gelegt hatte, war erstaunlich. Wegen einer Knieverletzung hatte er vier Wochen lang keine Partie mehr von Beginn an bestritten. Lediglich vier Mal hatte Akonnor mit der Mannschaft trainiert. Am Sonnabend war er beim 0:5-Debakel in München für 15 Minuten eingewechselt worden. "Charlie ist jemand, der die Ansprache des Trainers braucht. Er ist ein vorbildlicher Mannschaftsspieler", charakterisierte ihn Wolf.

Durch den glücklichen Erfolg gegen die gleichwertigen Niederländer war auch die Pleite von München endgültig abgehakt. Wieder einmal hatte das Team Nehmer-Qualitäten bewiesen und sich nach einer ganz schlechten Leistung wieder aufgerappelt. "Die Mannschaft hat sich voll rehabilitiert", sagte Wolf, der seine Spieler zur Vorbereitung auf die Kerkrade-Partie per Videoanalyse mit den schlimmsten Fehlern aus dem München-Spiel gequält hatte. Nun blicken die Wolfsburger auf die Auslosung am Freitag in Genf. "Jetzt sind nur knackige Lose im Topf", sagte Manager Pander, der sich in der Außenseiterrolle sehr wohl fühlt.

Mit einem Gegner vom Kaliber Juventus Turin oder AC Parma soll dann auch endlich Europapokal-Fieber in der niedersächsischen Provinz aufkommen. Gegen Kerkrade waren erneut nur 7677 Zuschauer Zeugen des größten Erfolgs in der Vereinsgeschichte. "Ich bin gespannt, was der VfL noch machen muss im Uefa-Pokal, damit das Stadion voll ist", sagte Trainer Wolf. Pander reagierte diesmal gelassener auf die schwache Resonanz als noch nach dem ersten Heimspiel gegen Debrecen: "Das Umfeld hat mit dem sportlichen Erfolg nicht Schritt halten können."

Claas Hennig

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