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© AFP

Chelsea entlässt Scolari: Keine Kraft, keine Ideen

Nur vier Monate war Luiz Felipe Scorlari Trainer des FC Chelsea, nun wurde er gefeuert. Die Spieler meckerten über die antiquierten Trainingsmethoden, gegen den Aufsteiger Hull City reichte es nur zu einem 0:0. Nun hofft Chelsea auf Guus Hiddink.

Die Vereine der Premier League trennen sich grundsätzlich nur „im gegenseitigem Einvernehmen“ von ihren Trainern, doch am Montagnachmittag verzichtete der FC Chelsea auf alle höflichen Floskeln: „Scolari gefeuert“ lautete die schroffe Betreffzeile in der offiziellen Presse-E-Mail. „Luiz Felipe Scolari wurde mit sofortiger Wirkung entlassen“, verkündete der Londoner Klub, „er hat hier viel Positives geleistet und wir alle sind traurig, dass die Beziehung so früh zu Ende ging.“ Zunächst wird Assistenztrainer Ray Wilkins das Training leiten. Chelsea hat sich vom russichen Verband bereits die Erlaubnis geholt, mit Nationaltrainer Guus Hiddink über ein bis zum Saisonende befristetes Engagement zu verhandeln. Chelseas russischer Eigentümer Roman Abramowitsch und Hiddink gelten als Freunde. 

Zunehmend uninspiriert

Ganze vier Monate war der Brasilianer im Amt, die Trennung aber hatte sich in den vergangenen Wochen abgezeichnet: Chelsea spielte unter seiner Ägide zunehmend uninspiriert und sackte nach dem enttäuschenden 0:0 gegen Aufsteiger Hull City am Sonnabend auf den vierten Tabellenplatz ab. „Die Ergebnisse und die Leistung der Mannschaft schienen in einem Schlüsselmoment der Saison immer weiter nachzulassen“, erklärte der Verein von Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack, „uns blieb keine andere Wahl, als diese Veränderung vorzunehmen.“

2002 besiegte er Deutschland im WM-Finale

Scolari, dessen vermeintlich antiquierte Trainingsmethoden von mehreren Chelsea-Spielern hinter vorgehaltener Hand bereits des Öfteren kritisiert worden waren, hatte nach dem spielerischen Offenbarungseid vom Samstag auch noch den Rückhalt der Fans verloren. „Du weißt nicht, was du tust“, hatte es nach Schlusspfiff von den Rängen geschallt. Der 60-Jährige, der 2002 mit Brasilien den Weltmeistertitel gegen Deutschland gewonnen hatte, war mit dem Anspruch, einen attraktiveren Fußball spielen zu lassen, zu Chelsea gekommen. Von seinem vorhergehenden Engagement als Nationaltrainer Portugals brachte er die Nationalspieler Deco (vom FC Barcelona) und Jose Bosingwa (FC Porto) mit; im September scheiterte sein Versuch, den Brasilianer Robinho zu verpflichten, an den Millionen von Manchester City.

Wegen der Finanzkrise verordnete Abramowitsch einen Sparkurs

Dann wurde im Zuge der Finanzkrise der FC Chelsea quasi über Nacht auch noch ein völlig anderer Verein: Eigentümer Roman Abramowitsch verlor an der Börse einen zweistelligen Milliardenbetrag und verordnete einen strikten Sparkurs. Scolari war so nicht in der Lage, im Winter den dringend benötigten Stürmer einzukaufen; in Ricardo Quaresma kam von Inter Mailand nur ein Mittelfeldspieler auf Leihbasis. In diesen schwierigen Umständen schienen Scolari zuletzt Kraft und Ideen ausgegangen zu sein; Chelsea verlor mit Blick auf das Titelrennen und das Champions-League-Achtelfinale gegen Juventus Turin in 14 Tagen das
Vertrauen ihn in.

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