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Chile - Honduras: Der stille Wanderer aus Honduras

Das Verlassen ist das bestimmende Motiv des Stürmers Carlos Pavon aus Honduras.

Von beiden Eltern verstoßen, verließ Pavon in seiner 18-jährigen Profikarriere 18 Klubs. Nur auf seine Tore war immer Verlass. Mit seinem 1:0 gegen den Erzfeind El Salvador schoss er Honduras zur WM nach Südafrika, mit 36 Jahren.

Doch vor allem ist Carlos Pavon einer der vielen Söhne, die wie ihre Väter werden, ob sie es nun wollen oder nicht. Allard Plummer war ein Weltenbummler. Geboren in Costa Rica, schoss der Stürmer seine Tore bald in Honduras. Dort lernte er das Mädchen Blanca Nieves kennen. Aus der kurzen Liason entsprang Carlos. Doch Plummer erkannte seinen Sohn nie an und zog weiter in die USA, um dort seine Tore zu schießen. Kurz darauf beschloss auch Blanca Nieves Pavon, ihr Glück im Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu suchen. Sohn Carlos wuchs in ärmlichen Verhältnissen bei seiner Patentante auf.

Mit fünf begann er Fußball zu spielen und zog sich dabei einen Schädelbruch zu. Ein anderes Mal landete sein Ball auf einem Baum neben einem Wespennest, als Carlos ihn holen wollte, wurde er zerstochen. Doch er spielte weiter.

1992 gab er mit 18 Jahren sein Erstligadebüt für den Klub Real España aus San Pedro Sula, der zweitgrößten Stadt des Landes. Ein Jahr später gewann er seine erste Meisterschaft.

Doch dann begann die Reise des Carlos Pavon, er wollte mehr. 1994 zog es ihn in die lukrative mexikanische Liga. Erst ging er zu Deportivo Toluca, dann zum Club San Luis. In Mexiko tauften sie ihn wegen seines dunklen Hauttons und seiner enormen Sprungkraft „La Sombra Voladora“, den fliegenden Schatten. Doch Pavon wollte immer noch mehr.

Er versuchte es in Europa, bei Real Valladolid in Spanien und Udinese Calcio und dem SSC Neapel in Italien. Der Durchbruch gelang nie, nach einem Jahr kehrte er jedes Mal wieder zurück, nach Mexiko oder zu seiner alten Liebe Real España.

Drei Mal wurde er Torschützenkönig, das machte ihn attraktiv. Pavon zog weiter, nach Guatemala, Kolumbien und dann in die USA, wohin sein Vater gegangen war. Bei Los Angeles Galaxy spielte er kurz mit David Beckham zusammen.

Auch in der Nationalmannschaft erzielte Pavon seine Tore. Mit 56 Treffern ist er Rekordschütze, mit sechs Toren in acht Qualifikationsspielen schoss er Honduras nach 28 Jahren wieder zur WM.

Geliebt wird er im Land dennoch nicht. Die Medien behaupteten, er gebe Fans nur Autogramme, wenn er Lust habe. Seitdem spricht er öffentlich kaum noch. „Er kann einfach nicht gut mit Menschen“, sagt Marvin Avila von der Zeitung „La Prensa“, die Pavon 2009 zum Fußballer des Jahres wählte. Dominik Bardow

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