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Chinas Tischtennisspieler: Roboter mit Herz

Bisher galten Chinas Tischtennisasse als verschlossen und langweilig. Doch jetzt fordert ihr Cheftrainer eine Veränderung. Friedhard Teuffel erklärt die schwierigste Aufgabe ihres Lebens.

Jetzt wollen wir mal sehen, was chinesische Tischtennisspieler wirklich können. Denn ihr Cheftrainer Liu Guoliang hat ihnen gerade den schwierigsten Arbeitsauftrag ihres Lebens gegeben: Sie sollen eine eigene Persönlichkeit entwickeln und ein Image aufbauen. Gewinnen allein ist Liu Guoliang offenbar zu langweilig geworden – mehr als alle Goldmedaillen bei Olympia wie in Peking 2008 ist ohnehin nicht zu holen. Also nun dies. Selbstverständlich sollen seine Spieler weiterhin immer siegen, deswegen hätte er ihnen auch sagen können: Werdet zu Robotern mit Herz.

Für die europäische Konkurrenz ist Lius Botschaft eine gute Nachricht. Ihre Gegner aus China stehen ihnen schließlich auf der anderen Seite der Platte oft wie ein Geheimnis gegenüber. In den Gesichtern können sie nichts lesen, und wenn ihre Gegner aus China dann gewonnen haben, rutscht ihnen manchmal nicht einmal ein Lächeln übers Gesicht.

Die chinesischen Spieler selbst dürften dagegen erst einmal verwirrt sein. Bisher galt der Einzelne wenig und die Mannschaft alles. Wenn sich früher in einem Finale zwei Chinesen gegenüberstanden, sollen sogar die Trainer schon mal den Sieger bestimmt haben. Auch heute noch müssen sie ins Militärlager, um Disziplin zu lernen. Und als Nationalspieler Chen Qi vor drei Jahren nach einer Niederlage einen Stuhl durch die Halle getreten hatte, schickte Liu ihn eine Woche zur Gurkenernte.

Nun sagt Liu gerade über Chen Qi: „Er mag ein bisschen wild sein, aber er beeindruckt die Fans.“ In China soll also der perfekte Sport entstehen: Höchste Spielkunst, aufgeführt von wahren Charakterdarstellern.

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