zum Hauptinhalt
Christopher Linke hofft, dass sich das umfangreiche Training auszahlt – spätestens bei den Olympischen Spielen im kommenden Sommer.

© Michael Kappeler/dpa

Christopher Linke beim Training: 30 Kilometer sind die reinste Erholung

Deutschlands bester Geher hat die Coronakrise für Alternativtraining genutzt. Er hofft, dass sich das spätestens bei den Olympischen Spielen auszahlt.

Hauptsache etwas Wärme. Wenn es in Deutschland im Januar unangenehm nass und kalt ist, checkt Christopher Linke gemeinsam mit seinen Trainingskollegen für mehrere Wochen aus. So auch in diesem Jahr. Bis Ende des Monats trainiert Deutschlands erfolgreichster Geher mit seinen Kollegen auf Cran Canaria – zwar nicht das typische Trainingsdomizil für Leichtathleten, „aber das Wetter ist besser als in Deutschland“, sagt Linke.

Die erste Wahl wäre – ohne Coronapandemie – wieder Südafrika gewesen, wo sich das deutsche Geherteam in den vergangenen Jahren das Rüstzeug für ihre Saison geholt hat. Für Linke vom SC Potsdam hat das gut funktioniert. 2016 wurde er Fünfter bei den Olympischen Spielen in Rio, ein Jahr später gewann er den Europacup, 2019 bei der Hitzeschlacht in Doha ging er als Vierter knapp an WM-Bronze vorbei. 2020 sollte es dann endlich klappen mit einer Medaille, nachdem sich der 32-Jährige über Jahre an die Weltspitze herangearbeitet und dort etabliert hatte. Doch dann kam die Pandemie.

„Als die Olympischen Spiele abgesagt wurden, bin ich sofort krank geworden“, erinnert sich Linke: „Und danach fiel es mir sehr schwer mich zu motivieren.“ Wettkämpfe wurden verschoben oder abgesagt, für viele Athleten stellte sich die Sinnfrage, weshalb sie so hart trainieren sollten. Linke machte erstmal Urlaub und beschloss nach zehn Jahren mit immer den gleichen Abläufen, 2020 zum „Ruhejahr“ zu machen.

„Ich begann, sehr viel alternativ zu trainieren“, sagt Linke. Er fuhr viel Rennrad, ging mehrmals pro Woche schwimmen. „Ich bin in sechs Wochen so viel geschwommen wie zuvor in fünf Jahren zusammen“, sagt er. Vor allem aber habe er viel Krafttraining gemacht. Unter Anleitung von Athletiktrainer Marco Gerloff, einst erfolgreicher Hammerwerfer aus Potsdam und Wurf-Trainer von Zehnkämpfer Rico Freimuth, absolvierte Linke ein intensives Crossfit-Training mit einem sechs Kilogramm schweren Medizinball, mit Fitnessseilen, mit Klimmzügen, Sit-ups, Liegestützen. Oft sei er von dem Krafttraining so kaputt gewesen, dass 20 oder 30 Kilometer lange Geheinheiten die reinste Erholung waren. Linke ist bei 1,90 Meter Körpergröße und 65 Kilo noch immer ein Leichtgewicht, „aber ich merke, dass ich ungemein an Kraft gewonnen habe“, sagt er.

[Wenn Sie alle aktuellen Entwicklungen zur Coronavirus-Pandemie live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Er hofft, dass sich das auszahlt – spätestens bei den Olympischen Spielen im kommenden Sommer, „die ganz sicher stattfinden werden“. Es liegt nicht in Linkes Vorstellungskraft, dass Olympia noch einmal verschoben wird. Längst ist er wieder im konzentrierten Trainingsrhythmus, Fokus und Motivation sind auf Höchstlevel.

„Ich werde nicht aufhören, wenn ich in Tokio gewinne"

Dennoch muss er Abstriche machen. Mit befreundeten Weltklasse- Gehern aus England und Norwegen zu trainieren und sich damit bereits im Training mit den Besten messen, ist derzeit nicht möglich. Training in der Höhe, was vor allem das Ausdauervermögen fördert, findet nicht statt – ebenso ist fraglich, ob es im März und April Wettkämpfe geben wird. „Ich gehe Kompromisse ein, doch werden 95 Prozent nicht reichen, um die anderen zu schlagen“, sagt Linke. Im Oktober 2019 hat der Sportsoldat seinen letzten Wettkampf bestritten.

Zuvor hatte er mit seinem Deutschen Rekord über 20 Kilometer von 1:18:46 Stunden im Juni und der Top-Platzierung bei der WM in Doha die Olympianorm erfüllt, womit er zumindest von allen Qualifikationssorgen befreit ist. Und sein Blick geht bereits über dieses Jahr hinaus. „Ich denke ganz klar auch an die Olympischen Spiele 2024. Und ich werde nicht aufhören, wenn ich in Tokio gewinne“, sagt er. Es klingt nach einer Mischung aus Kampfansage, Entschlossenheit und Vertrauen in die eigene Stärke. Nach fast einem Jahr Coronapandemie sagt Christopher Linke: „Ich fühle mich so stark wie noch nie.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false