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© EPA

Claudia Pechstein: Sie will kein Ende nehmen

Auch nach der verpassten Olympia-Qualifikation in Salt Lake City gibt Claudia Pechstein nicht auf. "Ich werde erst Ruhe geben, wenn die Gerechtigkeit gesiegt hat", kündigte sie an.

Als sie die Ziellinie überquerte, sackte Claudia Pechstein vor Erschöpfung mit hängendem Kopf in sich zusammen. Sofort schien sie zu wissen, dass es nicht gereicht hatte. 4:04,59 Minuten war sie gelaufen beim 3000-Meter-Weltcup im olympischen Oval von Salt Lake City. Das bedeutete Platz 13. Damit hatte Pechstein die ohnehin minimale Chance, sich in letzter Minute noch für die Olympischen Spiele 2010 in Vancouver zu qualifizieren, vertan. Für den Fall, dass das Schweizer Bundesgericht ihre vom Internationalen Sportgerichtshof bestätigte zweijährige Sperre wegen auffälliger Blutwerte doch noch aufhebt, hätte sie mindestens Platz acht erreichen müssen, um in Vancouver laufen zu dürfen.

„Sie war nicht gut vorbereitet und der mentale Druck war enorm“, sagte der deutsche Teamchef Helge Jasch. „Ich kann mir keine schwierigere Situation vorstellen als diese.“ Am Mittwoch hatte das Schweizer Bundesgericht überraschend Pechsteins Eilantrag für einen Start in Salt Lake City stattgegeben, um ihr eine letzte theoretische Chance zu gewähren, sich für Olympia zu qualifizieren. Erst Donnerstagnacht war Pechstein im US-Bundesstaat Utah angekommen, hatte folglich kaum Zeit, sich an die Höhe zu gewöhnen. Außerdem war die 37-Jährige seit 307 Tagen bei keinem Wettkampf gelaufen. Und das sah man ihr deutlich an.

Als alles vorbei war, ging Pechstein wortlos an einer Gruppe wartender Reporter vorbei, hielt nicht einmal an. Sie war auf direktem Weg zur Dopingkontrolle, von denen sie am Freitag ganze vier über sich ergehen lassen musste. Einige Stunden später allerdings war ihre Reaktion dann umso wortreicher. „Was ist das für eine Art, eine erfolgreiche Athletin zu behandeln, mich unmittelbar nach meinem Rennen zur Dopingkontrolle zu zwingen“, sagte sie. Und kämpfte mit den Tränen. „Normalerweise macht man so etwas nach dem gesamten Rennen. Die wollen mich zerstören, aber ich werde weiterkämpfen.“ Gegen den Weltverband ISU und die Nationale Anti-Doping-Agentur (Nada) wetterte die schluchzende Läuferin. „Vielen Dank an die ISU, dass sie mich so im Regen stehen lässt. Wenn sie sich alle Sachen angeschaut hätten bei mir, wäre ich mit Sicherheit schon lange wieder im Weltcup dabei. Die ISU hat mir diese Chance genommen“, kritisierte Pechstein. Und die Nada habe ihr gesagt, sie wäre vielleicht längst zurück im Weltcup, wenn sie die Hintermänner genannt hätte. „Das ist doch Wahnsinn. Leute, die was getan haben, sind eher frei, oder was? Das alles ist so unverständlich für mich.“

Das Ende aber bedeute dieser Wettkampf lange nicht, sagte Pechstein. „Ich werde erst Ruhe geben, wenn die Gerechtigkeit gesiegt hat.“ Und Helge Jasch bemerkte, dass der Deutsche Olympische Sportbund schließlich eine Ausnahme machen und Pechstein im Falle einer Aufhebung der Sperre trotzdem mit zu Olympia nehmen könne – was mit Blick auf die Tiefe des Kaders ziemlich ausgeschlossen erscheint: Sowohl Stephanie Beckert als auch Daniela Anschütz-Thoms und Katrin Mattscherodt waren in Salt Lake City schneller als Pechstein. Und Jenny Wolf verbesserte über die 500 Meter in 37,0 Sekunden ihren eigenen Weltrekord.

Michael. C. Lewis ist Reporter der Salt Lake Tribune. Aus dem Englischen übersetzt von Anke Myrrhe.

Michael C. Lewis[Salt Lake City]

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