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Freiburgs Nils Petersen feiert seinen Treffer.

© imago/Sportfoto Rudel/IMAGO/Pressefoto Rudel/Robin Rudel

Update

Clubikone Petersen trifft zum Abschied: Freiburg besiegt Wolfsburg und erhöht Druck auf Union

Zu kitschig, um wahr zu sein: Edeljoker Petersen trifft in seinem letzten Heimspiel als Fußballprofi. Der Traum von der Champions League lebt für Freiburg kurz vor dem Saisonfinale. Wolfsburg bangt.

| Update:

Dauerbrenner Christian Günter und Edeljoker Nils Petersen haben den Champions-League-Traum des SC Freiburg am Leben gehalten und für eine hochemotionale Fußballparty im Breisgau gesorgt.

Nach dem zweiten Tor habe ich gedacht, jetzt kommt noch mal ein Vertragsangebot rein“, scherzte Petersen nach der Partie beim Streamingdienst DAZN. Mit 34 Jahren will er seine Profi-Karriere nach dieser Saison beenden. „Nach dem Spiel kann man wieder sagen, Mensch warum? Manchmal soll man ja aufhören, wenn es am schönsten ist“, erzählte der Stürmer, der in seiner Karriere immer wieder seinen Ruf als Edeljoker pflegte. 

In ungewohnter Rolle als Joker schoss erst Kapitän Günter beim 2:0 (0:0) am Freitagabend gegen den VfL Wolfsburg das wichtige Führungstor - 39 Sekunden nach seiner Einwechslung (71. Minute). Später vollendete Petersen (75.) in seinem letzten Heimspiel als Profi zum 2:0. Ein bisschen trübte die Rote Karte von Nicolas Höfler (90.3.) nach grobem Foulspiel in der Nachspielzeit das Freiburger Fußball-Fest.

RB Leipzig als Dritter in der Bundesliga mit einem Punkt mehr als der SC beim FC Bayern und der 1. FC Union Berlin als Vierter und punktgleich mit Freiburg bei der TSG 1899 Hoffenheim sind nun gefordert.

Das Team von Trainer Christian Streich darf auf jeden Fall nach dem Sieg vor 33.300 Zuschauern weiter auf eine Premiere in der Königsklasse hoffen. Zum Start des 33. Spieltags brachten die beiden Einwechselspieler den Schwung, der in der höhepunktarmen Partie lange gefehlt hatte. Wolfsburg ging - anders als im DFB-Pokalfinale der Frauen am Vortag - diesmal als Verlierer vom Feld und muss einen Sturz aus den internationalen Rängen kurz vor dem Saisonende fürchten.

Freiburgs Nils Petersen jubelt nach dem Spiel bei den Fans und wird verabschiedet.
Freiburgs Nils Petersen jubelt nach dem Spiel bei den Fans und wird verabschiedet.

© dpa/Tom Weller

Einen ersten Knalleffekt gab es schon eine Stunde vor Beginn, als unweit des Stadions ein Feuerwerk zur Eröffnung der Freiburger „Frühjahrsmess“ gezündet wurde. Auch der Sportclub hatte vor Anpfiff noch etwas vor: Freiburg verabschiedete nicht nur Petersen, sondern auch Defensivspieler Jonathan Schmid und Stadionsprecher Claus Köhn. Es waren drei Identifikationsfiguren der vergangenen Jahre. Ex-Trainer Volker Finke und der frühere Bundestrainer Joachim Löw schalteten sich per Videobotschaft in die emotionale Zeremonie dazu.

Auf dem Rasen zählte für beide Clubs nur eins: ein Sieg. Für den Sportclub, um eine letzte Königsklassen-Chance zu wahren. Für die Gäste, um Rang sechs und damit eine internationale Teilnahme zu festigen. Viel zu sehen war davon aber zunächst nicht. Wolfsburg wartete ab und richtete sich in der Defensive ein.

Streich mit Tränen in den Augen

Die Breisgauer, bei denen Günter erstmals seit April 2017 in einem Bundesliga-Spiel ohne Sperre auf der Bank saß, waren die aktivere Mannschaft. Immer wieder ging es über die linke Seite und Vincenzo Grifo, doch keiner seiner Abschlüsse wurde richtig gefährlich. Auf die Frage, warum Günter diesmal draußen sitze, hatte Streich nur gesagt: „Weil der Noah Weißhaupt spielt. Das ist eine blöde Antwort, aber es ist ein bisschen so.“ Das 0:0 zur Halbzeit entsprach trotz aktiveren Freiburgern dem Spielverlauf.

Nach der Pause erhöhte Freiburg den Druck. Erst verpasste es Nationalspieler Matthias Ginter (54.) noch, nach einem scharfen Freistoß für die Führung zu sorgen. Das erledigten dann erst die Einwechselspieler, die Streich 20 Minuten vor Spielende brachte. Ein Gewaltschuss von Günter wurde glücklich abgefälscht und läutete das Freiburger Fest ein.

Dass Petersen nach weiterer Vorlage des überragenden Roland Sallai zum Endstand einschoss, passte ins Bild. Petersen traf danach sogar ein zweites Mal, doch der Videoassistent erkannte das 3:0 ab. Doch auch Streich hatte da schon Tränen an einem emotionalen Abend in den Augen.

Petersen, der im Sommer 2015 vom SV Werder Bremen nach Freiburg gewechselt war, sagte zum Schluss: „Klar fragt man sich, Mensch, wäre es doch noch gegangen. Aber wenn man die Saison im Ganzen nimmt, ist die sportliche Geschichte dann irgendwann auch mal auserzählt nach achteinhalb Jahren.“

„Da kommen jetzt Neue, die in diesen Sphären in der Tabelle dann für Furore sorgen können und ich freue mich, dass ich Teil von diesem Club war und Teil dessen, was den Verein nach oben gebracht haben. Wir waren ja mal zweite Liga“, führte Petersen aus. Nach einem hochemotionalen Abend hatte er auch „einen kleinen Kloß im Hals“. Und ein bisschen Stimme habe er auf der Tribüne gelassen, „aber heute ist es okay, wenn sie nicht mehr da ist“, sagte Petersen, der sich von den Fans hatte feiern lassen und unter ihnen auch den Ton mit angegeben hatte. (dpa)

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