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Tiger Woods bei Augusta-Masters

© dpa

Comeback nach Affären: Tiger Woods: Rückkehr in Reue

UPDATE "Meine Therapie hat mir gutgetan", sagte Golf-Superstar Tiger Woods bei seinem lange erwarteten öffentlichen Auftritt vor seinem Comeback auf dem Golfplatz. Nach Bekanntwerden seiner Sexaffären und dem selbstverordneten Rückzug spielt Woods nun beim US-Masters in Augusta.

Es herrscht Stille, als der Mann an den ersten Abschlag kommt. Alles ist anders für Tiger Woods bei diesem US Masters. Die Trainingsrunde am Montag im berühmten Augusta National Golfclub um acht Uhr hat nichts gemein mit den Routinerunden, die er in den vergangenen Jahren stets herunterspulte, meist mit unbewegtem Gesicht und unnahbarer Haltung. „Ich war so nervös wie selten zuvor“, gestand der Weltranglistenerste am Montagabend nach der Proberunde mit Fred Couples und Jim Furyk. Keine Ahnung, wie die Fans auf ihn reagieren würden, fünf Monate nach seinem letzten Auftritt bei einem Turnier, vier Monate nach Bekanntwerden seiner diversen Affären. „Es war großartig“, beschrieb er den Empfang der rund 500 Fans danach. „Es hat mich vom Hocker gehauen, all die Unterstützung, die ich da draußen bekommen habe.“

Tatsächlich waren nur vereinzelte Rufe wie „Willkommen zurück, Tiger!“ zu hören. Aber die befürchteten Buhrufe, Proteste und Sprechchöre blieben aus. Und so drehte sich der Weltranglistenerste denn auch bei positiven Zurufen um, lächelte den Leuten zu und gewann viele der Sympathien zurück, die er in den vergangenen Monaten verloren hatte. „Er hat sich Augusta als Ort seines Comebacks sehr gut ausgewählt, weil die Zuschauer hier sehr viel Ahnung haben“, hatte sein schottischer Kollege Colin Montgomerie im britischen „Telegraph“ gesagt.

Und in der Tat zeigt sich: Einen vierfachen Masters-Champion lassen die Fans nicht so schnell fallen. Tatsächlich erfährt der Weltranglistenerste in Augusta National zu Beginn dieser Woche eine Wohlfühlatmosphäre, wie er sie unter den gegebenen Umständen wohl an keinem anderen Turnierschauplatz dieser Welt erleben würdet. Die wenigen zugelassenen Journalisten sind allesamt Golf-Spezialisten und seit Jahren mit Woods vertraut, Fragen unterhalb der Gürtellinie blieben deshalb bei seiner ersten Pressekonferenz am Montag aus. Einer einzigen kritischen Frage nach seinem Verhältnis zu Ehefrau Elin begegnet Woods ausweichend und bekennt sich ansonsten all seiner Taten schuldig. „Ich habe mich schrecklich und armselig benommen und furchtbare Entscheidungen gefällt.“ Ein besserer Mensch will er nun werden, „zentrierter, gelassener“, seine negativen Gefühle besser kontrollieren. „Meine Therapie hat mir gutgetan und mir den Wert meiner Familie, Frau und Kinder bewusst gemacht.“

Woods entschuldigt sich bei seinen Kollegen

Nichts aber ist ihm so wichtig wie die Reaktion seiner Kollegen auf sein Comeback. Die meisten haben ihn seit dem Australian Masters im November nicht gesehen. Fragen über Tiger Woods müssen sie seit Wochen über sich ergehen lassen. Am Montag entschuldigte sich der 34-Jährige auch dafür. „Ich hoffe, sie werden jetzt in Ruhe gelassen und können sich auf ihr Spiel konzentrieren.“

Tatsächlich ist die neue Demutshaltung des in der Vergangenheit sehr reservierten Tiger Woods unter den Profis durchaus wahrgenommen worden. Am Sonntag hat Mark O’Meara, ein alter Woods-Kumpel, die ersten Löcher mit ihm bestritten. Am Montag spielten Fred Couples und Jim Furyk, beides Publikumslieblinge, seine Eskorte. „Es ist gut, ihn zurück zu haben“, sagte Jim Furyk. „Jetzt muss ich wenigstens keine Fragen mehr beantworten.“

Die Kollegen werden das Comeback aus noch einem weiteren ganz egoistischen Gesichtspunkt begrüßen. In Folge des Rückzugs von Woods sanken die Einschaltquoten für Golf um 40 Prozent. Die Präsenz des großen Stars soll nun helfen, wieder mehr Aufmerksamkeit und Sponsorenmittel zu gewinnen. „Tiger hat unser aller Einkommen deutlich verbessert“, sagte Colin Montgomerie, auf die wirtschaftlichen Aspekte des Comebacks angesprochen. „Ich bin mir sicher, die meisten von uns sind froh, dass er zurück kommt.“ Doch die wirtschaftlichen Folgen seiner Affären machten auch vor dem Verursacher selbst nicht halt. Große Geldgeber sind abgesprungen, auf seiner Golftasche prangen erstmals im Verlauf seiner Profikarriere keine Sponsorenlogos sondern nur seine Initialen „TW“.

Tiger Woods hat in den vergangenen Monaten offenbar gelernt, solche Dinge zu relativieren. „Ich habe den Wettbewerb so vermisst, die Jungs hier draußen“, sagte er. Er suche das pure Golferlebnis seiner frühen Profijahre, das ihm zuletzt abhanden gekommen sei. „Heute hat sich das wieder so richtig nach Spaß am Spiel angefühlt“, erklärte er nach seiner Übungsrunde mit einem breiten Lächeln.

Solche Gefühlsanwandlungen ist man von dem Mann eigentlich gar nicht mehr gewöhnt. Schon eher Sätze wie diese: „Nichts hat sich geändert. Ich will gewinnen.“

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