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Sport: Cool in heißen Phasen

Die Füchse Berlin zeigen in Magdeburg eine neue Qualität: Druckresistenz

Magdeburg - Vielleicht war es ja gerade diese Unbeherrschtheit, die am Ende die Entscheidung herbeiführte – jene Geste vom bis dato glänzend haltenden Füchse-Keeper Petr Stochl in Richtung der Schiedsrichter, die dem Tschechen beim Auswärtsspiel in Magdeburg eine Strafzeit eingebracht hatte. „Ich bin mir nicht so sicher, ob ich Silvio Heinevetter ansonsten noch einmal eingewechselt hätte“, sagte Berlins Trainer Dagur Sigurdsson zu der Szene, die sich in der 43. Minute abgespielt hatte. Der ehemalige Magdeburger Heinevetter setzte an alter Wirkungsstätte in der Bördelandhalle allerdings noch einen drauf auf die Leistung seines Teamkollegen, so dass die Füchse beim Stand von 20:19 nicht das große Zittern bekamen, sondern mit 29:27 den zweiten Saisonerfolg feierten. „Das ist ein großer Sieg für uns“, erklärte Heinevetter, der sogleich den Wechselgerüchten zum THW Kiel entgegentrat. „Ich werde meinen Vertrag in Berlin erfüllen.“ Der Nationaltorwart, der gerade vor den Augen von Bundestrainer Martin Heuberger seine Klasse unter Beweis gestellt hatte, war sichtlich genervt von den Nachfragen. „Hey, wir haben hier in Magdeburg gerade einen tollen Erfolg erzielt“, sagte er, „gegen eine Mannschaft, bei der nicht viele gewinnen werden.“

Damit lag er zweifellos richtig. Denn nach dem doch sehr holprigen Erfolg zum Auftakt der Handball-Bundesliga in Hannover zeigten die Füchse vor allem eine Qualität: Druckresistenz. „Wie wir das gelöst haben, stimmt mich zuversichtlich“, urteilte Sigurdsson. „Nach einer klaren Führung sind wir wieder in Rückstand geraten, haben uns dann erneut freigekämpft, mussten wieder bangen und konnten uns schließlich doch lösen. Das spricht für den Charakter der Mannschaft.“ Der Isländer sprach schließlich auch davon, dass die Spieler „nie den Kopf verloren“ haben gegen einen Gegner, der ihnen alles abverlangt habe.

Dass die Füchse nach dem Erfolg in Magdeburg nun sogar Tabellenführer sind, ist zu diesem frühen Saisonzeitpunkt zwar nur eine Momentaufnahme, aber zugleich auch ein Zeichen an die Konkurrenz. „Wenn unsere Abwehr so stark agiert wie in Magdeburg, wird es für jeden Gegner schwer gegen uns“, sagte Dagur Sigurdsson. Gleichwohl waren die Füchse im Angriff stets gefährlich – und zwar nicht nur auf der Mitte-Links-Achse mit Regisseur Bartlomiej Jaszka (4 Tore), Sven-Sören Christophersen (7) und Ivan Nincevic (5/1 Siebenmeter). Auch auf Halbrechts zeigte Alexander Petersson (6) nach längerer Zeit mal wieder sein wahres Können.

„Aber auch die Einwechsler Mark Bult und Iker Romero haben ganz wichtige Tore geworfen“, sagte Füchse-Manager Bob Hanning. Gerade auf der Bank haben die Füchse allerdings noch weitere Reserven, die sie in den ersten beiden Spielen nicht nutzen konnten. Neuzugang Jonathan Stenbäcken und Markus Richwien waren auch in Magdeburg noch nicht einsatzfähig, der immer nur kurzzeitig spielende Jewgeni Pewnow muss sein Talent am Kreis erst noch beweisen. „Wir sind jedenfalls auf einem guten Weg“, sagte Hanning, der gedanklich offenbar bereits beim ersten Saisonheimspiel (Sonntag, 17.30 Uhr in der Max-Schmeling-Halle) gegen den Deutschen Meister HSV Hamburg war. „Wir haben in der vergangenen Spielzeit viele große Ergebnisse erreicht, aber in einem Spiel auch so richtig eins auf die Nase bekommen — nämlich beim 22:35 gegen den HSV“, blickte er zurück. „Das wollen wir diesmal korrigieren.“

Die Konkurrenten in der Champions League, die für die Füchse am 2. Oktober bei Medwedi Tschechow beginnt, werden sich insbesondere dieses Spiel ganz genau ansehen. Dass die Füchse zwei Top-Torhüter in ihren Reihen haben, dürften sie längst wissen. Hartmut Moheit

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