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Juan Quintero jubelt beim Finale der Copa Libertadores.

© REUTERS

Copa Libertadores: "Das ganze Stadion schrie"

Lucas Correa kommt aus Buenos Aires, arbeitet in London – und flog für einen Tag zum Finale der Copa. Ein Interview.

Von David Joram

Herr Correa, Sie sind Fan der Boca Juniors und arbeiten in London. Das heißt, die Reise zum Finale in Madrid war für Sie quasi Pflicht, oder?

Klar, das war eine top Gelegenheit. So etwas kannst du nur einmal im Leben machen und musst es dann auch nutzen. Das gab’s ja noch nie in der Geschichte, dass ein Copa-Finale in Europa stattfindet, noch dazu Boca gegen River!

Wusste Ihr Arbeitgeber von dieser spontanen Reise oder mussten Sie blau machen?

Nein, nein, nachdem ich die Tickets hatte, habe ich meiner Chefin gesagt, dass ich da eben hin muss. Ich habe es aber ganz vorsichtig formuliert und ihr die Umstände erklärt.

Wie hat sie reagiert?

Sie hat eingewilligt, aber ich sollte am Montag wieder zurück sein, um noch einen halben Tag arbeiten zu können.

Aus einem Kurzurlaub wurde also nichts?

Nein, ich kam am Sonntagmittag um drei in Madrid an, bin abends zum Spiel ins Bernabeu und am frühen Montagmorgen wieder zurückgeflogen. Das haben viele so gemacht. Manche Fans aus Argentinien erzählten mir, sie würden wegen der Reise ihre Jobs verlieren. Aber das war ihnen anscheinend egal.

Wie tief enttäuscht sind Sie, dass ihr Klub 1:3 nach Verlängerung verloren hat?

Klar, sind wir traurig. Aber überhaupt da gewesen zu sein, war schon eine tolle Erfahrung. Wir haben ein sehr gutes und spannendes Spiel gesehen. Dazu diese spezielle Atmosphäre, das macht das Ergebnis fast wett.

Sind Sie auch River-Fans begegnet?

Wir haben natürlich ein paar nach dem Spiel gesehen, aber davor war alles strikt getrennt. Die Polizei hat die beiden Fanzonen konsequent abgeriegelt.

Lucas Correa kommt aus Buenos Aires, arbeitet in London – und flog für einen Tag zum Finale der Copa.
Lucas Correa kommt aus Buenos Aires, arbeitet in London – und flog für einen Tag zum Finale der Copa.

© promo

Wie kamen Sie an die Tickets?

Wir haben es über die offizielle Seite des südamerikanischen Fußballverbands probiert. Einer meiner besten Freunde hatte Erfolg und schlug sofort zu. Wir buchten direkt Flüge – und ab ging’s.

Was hat der Spaß insgesamt gekostet?

Eine Eintrittskarte 240 Euro, der Flug hin und zurück insgesamt 350.

Wie war die Stimmung nach Bocas 1:0 kurz vor der Halbzeit?

Das Spiel war insgesamt unglaublich, aber der Spielzug zum 1:0 einfach nur genial, ein wunderbarer Konter. Als wir kapierten, dass der Ball von Dario Benedetto – meinem Lieblingsspieler – im Netz landete, sind wir ausgerastet. Das ganze Stadion schrie und hüpfte, die Boca-Fans jedenfalls. Es war brutal laut, alles feierte diesen Moment.

Und wie bitter war der Moment, als die River-Spieler den Cup in die Höhe reckten?

Die Zeremonie war sehr unterhaltsam, mit argentinischer Musik und viel Drumherum – aber bevor River den Pokal überreicht bekam, bin ich dann doch gegangen.

Woher rührt Ihre Liebe zu den Boca Juniors?

Ich komme aus Buenos Aires, da ist Boca die logische Wahl.

Warum nicht River?

Mein Vater war schon Boca-Fan, ich bin es deshalb seit Geburt an. Seither schlägt mein Herz für die Farben blau und gold.

Wann haben Sie ihr letztes Spiel in „La Bombonera“, Bocas legendärer Spielstätte, gesehen?

Das ist leider schon zehn Jahre her, weil ich schon länger in London lebe und dort für eine Marketing-Agentur arbeite. Aber der Ort ist einfach nur verrückt! Das ganze Stadion vibriert, weil die Heimfans so viel Lärm machen. Es gibt zwar Zäune, die die Fanblöcke vom Rasen trennen, aber die Leute klettern einfach daran hoch. Verglichen mit europäischem Fußball fühlt es sich einfach leidenschaftlicher an. In Europa fehlt mir das Konfetti, dafür sind die Sicherheitsvorkehrungen sehr hoch, man kann nur wenig Gegenstände mit ins Stadion nehmen. Wenn ich das Bernabeu in Madrid mit „La Bomobonera“ vergleiche, fühle ich mich im Bernabeu um einiges sicherer.

Was war ihr größter Moment als Boca-Fan?

2003, das Spiel Boca gegen AC Milan in Japan, als wir diese große Milan-Mannschaft um Andrij Schewtschenko im Finale um den Weltpokal im Elfmeterschießen besiegt haben. Das war gigantisch!

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