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Sand im Betriebe. Julius Brink (hinten) und Jonas Reckermann haben in Klagenfurt das Viertelfinale erreicht. Foto: dapd

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Sport: Copacabana am Wörthersee

Klagenfurt ist das Mekka des Beachvolleyballs

Niki Lauda saß auch auf der Tribüne, wie jedes Jahr. Aber diesmal stellte er keine Fragen. Diesmal beobachtete der Ex-Formel-1-Weltmeister und Unternehmer in Klagenfurt entspannt die Spiele beim Grand-Slam-Turnier im Beachvolleyball, bei dem Julius Brink und Jonas Reckermann, die Weltmeister von 2009, gestern das Viertelfinale erreichten. Vor 15 Jahren war Lauda auch schon da, da tauchte er bei einer Pressekonferenz auf, aber nur, weil er mit seiner Airline als Sponsor vorgestellt wurde. Damals fand das erste Turnier in Klagenfurt statt, und Lauda hatte keine Ahnung von dem Sport, den er gerade unterstütze. „Was macht ihr bei Regen?“, fragte er. „Weiterspielen“, antwortete Turnierchef Hannes Jagerhofer. „Und wenn den Spielern Wasser in die Augen spritzt?“ Da unterbrach Jagerhofer die Pressekonferenz und nahm Lauda auf die Seite. Sekunden später stellte er verblüfft fest, dass Lauda dachte, Beachvolleyball werde im Wasser gespielt.

Jagerhofer erzählt die Geschichte gerne, sie ist der kuriose Teil des Beginn einer Erfolgsgeschichte. Denn inzwischen ist Klagenfurt das „Wimbledon des Beachvolleyballs“. Kein anderes Turnier ist bei Fans und Spielern so beliebt wie der Wettbewerb am Wörthersee.

1996 begann alles. Da organisierte der Klagenfurter Jagerhofer in seiner Heimat das Austrian Masters. Ein Debakel. „Am Finaltag hatten wir Platz für 2000 Zuschauer. 25 kamen. 17 Verwandte und fünf Freunde der Spieler und drei Leute, die sich verirrt haben.“ Bier für tausende Leute war übrig. Also ließ Jagerhofer im Strandbad nebenan verbreiten, dass es Freibier gibt. „Dann kamen die Leute und saßen mit den Bierkästen auf der Tribüne. Wie beim Alkoholikertreffen.“

Doch ein Jahr später hatte Jagerhofer den Zuschlag für sein erstes Turnier der World Tour. Inzwischen kommen rund 120 000 Fans zum „Woodstock des Wörthersees“, wie die sportliche Party auch genannt wird. Seit drei Wochen wirbt der nationale Sender Ö3 rund um die Uhr für das Turnier, auch mit Liveschaltungen in Nachrichtensendungen. Ein Telekommunikationsunternehmen ist Titelsponsor. Für die Stadt Klagenfurt und das Land Kärnten ist das Turnier ein immenser Wirtschaftsfaktor. „7,2 Millionen Euro werden nur durch auswärtige Gäste in die Kassen Kärntens gespült“, sagt Jagerhofer. In der Klagenfurter Tourismus-Behörde sekundiert Büroleiterin Eva Windisch: „Die Hotels sind seit Wochen ausgebucht. Das Turnier ist bei 90 Prozent der 16- bis 29-Jährigen in Österreich bekannt.“ Und der brasilianische Weltmeister Emanuel Rego erzählt strahlend: „In Brasilien wird ja schon super gefeiert, aber das hier ist einzigartig.“

2011 beträgt der Etat 3,6 Millionen Euro, Tickets heißen in Klagenfurt Boarding Passes und werden für acht Euro das Stück verlost. Die Gelder werden für karitative Zwecke verwendet. Nachts liegen 3000 Jugendliche auf der Wiese vor dem Stadioneingang und warten auf das Öffnen der Kassen um sieben Uhr. Wer dann immer noch erfolglos war, dem bleibt das Beiprogramm: Partys von Ö3, ein Aufritt von DSDS-Sieger Lombardi oder ein Geheimkonzert von Sido. Oder er geht schwimmen. „Ohne Strandbad und die Seekulisse hätte sich das Turnier nicht zum Kult entwickelt“, sagt Jagerhofer.

Diese Kulisse macht Klagenfurt auch so einmalig, kein anderer Standort in der Beachszene kann dieses Bild bieten. Nur in einem Punkt kann Jagerhofer zu seinem Bedauern noch keine Erfolge melden: Ein Team der Gastgeber stand noch nie auf dem Podest. Diesmal schieden die letzten Österreicher im Achtelfinale aus.

Klaus Wegener[Klagenfurt]

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