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Sport: Cottbus gegen Hertha BSC: Warten auf die Plane

Auf der Baustelle Olympiastadion fühlt sich Hertha offensichtlich wohl. Vier Spiele, vier Siege, 14:2 Tore - eine beachtliche Bilanz.

Auf der Baustelle Olympiastadion fühlt sich Hertha offensichtlich wohl. Vier Spiele, vier Siege, 14:2 Tore - eine beachtliche Bilanz. Doch fühlen sich auch die Zuschauer wohl? "Es gibt doch keine Beeinträchtigungen. Man sitzt sauber und komfortabel", argumentiert Ingo Schiller, als Geschäftsführer auch Mitglied des Präsidiums. Dennoch - so ganz zufrieden sind die Verantwortlichen beim Berliner Fußball-Bundesligisten nicht. Weder mit der eingeschränkten Kapazität von 55 000 noch mit dem Blick auf die Baustelle. Im nächsten Bundesliga-Heimspiel gegen Werder Bremen am 4. November wird deshalb eine Riesenplane vom 180 mal 35 Metern schamhaft verhüllen, was nun wahrlich nicht attraktiv ist.

Ist gar die Baustelle daran schuld, dass die Zuschauerzahlen keineswegs konform gehen mit den Ergebnissen in den bisherigen vier Bundesligaspielen? Schiller: "Ein gewisser Sättigungsgrad ist nicht zu übersehen." Soll heißen: Als Hertha in die höchste Spielklasse zurückkehrte, war die Euphorie groß, vieles neu und attraktiv. Das Resultat: In der Saison 1997/98 hatte Hertha einen Zuschauer-Durchschnitt von 52 958. In der letzten Saison, als durch die Champions League das Portmonnaie des Hertha-Anhängers zusätzlich belastet wurde, kamen immerhin noch 46 000 im Durchschnitt. Derzeit liegt er, trotz der stolzen sportlichen Bilanz, gerade mal bei 37 200. Dabei hatte der Verein im Etat 41 000 veranschlagt. Schiller: "Uns ist nicht bange. Es kommen ja noch attraktive Gegner."

Bei der bisherigen Bilanz gilt es zu berücksichtigen, dass zwei der vier Heimspiele nicht an einem Sonnabend stattfanden. Der zieht bei Hertha erfahrungsgemäß am meisten. Schon deshalb, weil rund 40 Prozent aller Besucher aus dem Umland kommen. Für die ist ein Wochentag mit spätem Spielbeginn höchst ungünstig. Nicht von ungefähr kamen zum Sonnabend-Spiel gegen den HSV mit 49 000 die meisten und zum Mittwoch-Spiel gegen den VfL Bochum mit 30 000 die wenigsten Zuschauer. Wobei Bochum freilich nicht der Gegner ist, der die Fußballanhänger in Scharen anzieht.

Selbst wenn Hertha erheblich unter dem Soll liegt: Wehklagen sind nicht zu vernehmen. Was nicht weiter verwundert, denn die Einnahmen aus dem Stadionbesuch werden wegen der immer stärker steigenden Gelder aus Fernseh- und Werbeeinnahmen prozentual immer geringer angesetzt. Bei Hertha betragen sie nur noch 20 Prozent des Etats. "Für uns ist das aber nicht nur ein wirtschaftlicher Faktor. Uns geht es auch um die Atmosphäre im Stadion und um den direkten Kontakt zwischen Mannschaft und Zuschauer", meint Schiller. Dass der, im Gegensatz zu so manch anderem Bundesliga-Stadion, durch die Laufbahn begrenzt ist, schmerzt dann doch.

Es könnte sein, dass heute erstmals in dieser Saison die begrenzte Stadionkapazität von 55 000 voll ausgeschöpft wird. Gute Voraussetzungen dafür bietet - am günstigen Sonnabend - ausgerechnet der Neuling und Tabellenvorletzte Energie Cottbus (Beginn 15.30 Uhr). Bis gestern waren bereits rund 36 000 Karten abgesetzt worden, mindestens 6000 in Cottbus. In Erwartung eines Ansturms von Fans werden am Stadion-Osttor bereits um 9 Uhr statt einer gleich drei Kassen geöffnet. "Wir sind gerüstet", meint Schiller. Und freut sich insgeheim schon auf einen großen Zahltag.

Klaus Rocca

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