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Turmbau zu Cottbus. Die Spieler des FC Energie bejubeln den ersten Treffer gegen Union. Sie durften sich anschließend noch über drei weitere Tore freuen. Foto: dpa

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Sport: Cottbus ist Ost-Meister

Energie gewinnt das Berlin-Brandenburg-Derby in der Zweiten Liga gegen den 1. FC Union mit 4:2

Von Katrin Schulze

Nach einer halben Stunde hielt es Dominic Peitz nicht mehr aus. Sämtlichen Frust schien er einfach herausbrüllen zu wollen. Also schimpfte der defensive Mittelfeldspieler in Diensten des 1. FC Union los. Ein bisschen mit sich selbst und noch ein bisschen mehr mit seinen Kollegen, die sich bis dahin in einem streikähnlichen Zustand befanden. Seine lautstarken Worte aber fruchteten kaum: Am Ende verloren die Köpenicker gegen einen stark aufspielenden FC Energie Cottbus mit 2:4 (1:2) und mussten die Lausitzer in der Tabelle der Zweiten Liga an sich vorbeiziehen lassen.

Es war erstaunlich, dass die Unioner nicht mutiger in die Partie gingen, hatte ihr Trainer Uwe Neuhaus doch ein „heißes Spiel zwischen zwei Mannschaften, die sich der größten Sorgen entledigt haben“ angekündigt. Wirklich motiviert aber schien zunächst nur einer der Beteiligten: Das kleine Duell um das beste Team aus dem Osten nahmen anfangs nur die Cottbuser ernsthaft an. Schon nach 16 Sekunden kamen sie durch Nils Petersen zur ersten großen Chance, sein Schuss landete jedoch knapp neben dem Tor. Nur fünf Minuten später machte er es besser, indem er aus der Drehung nach Zuspiel von Jiayi Shao zum 1:0 traf – die Köpenicker sahen dabei relativ unbeteiligt zu. Auch danach ließen sie ihren Gegner ungestört durchs Mittelfeld ziehen. Die logische Folge war das 2:0. Diesmal nutzte Petersen einen Nachschuss, nachdem Stiven Rivic den Ball zuvor an den Pfosten geknallt hatte.

Keine zwölf Minuten waren da gespielt – und die Gäste schienen wie paralysiert. Cottbus hätte durch Shao und Stanislaw Angelow sogar noch höher in Führung gehen können, beide vergaben jedoch gute Möglichkeiten. Union dagegen war irgendwie immer noch nicht richtig in der Begegnung angekommen, was Uwe Neuhaus zum Toben brachte. Der Coach regte sich am Spielfeld ähnlich auf wie Dominic Peitz auf dem Spielfeld. Und kurzfristig sollten seine lauten Worte die Berliner Profis auch erreichen. Nach knapp 30 gespielten Minuten begann Union tatsächlich aufzuwachen. Bezeichnenderweise fiel der Anschlusstreffer durch eine Standardsituation: Dominic Peitz köpfte den Ball nach einer von Torsten Mattuschka getretenen Ecke zum 1:2 ein.

Eine richtige Motivationshilfe war das Tor für Peitz’ Kollegen nicht. Im Gegenteil: In der zweiten Halbzeit kam es noch schlimmer für sie. Erst traf Emil Jula in der 55. Minute per Flugkopfball zum 3:1 für Energie und nicht mal sechs Minuten später legte Stiven Rivic das 4:1 nach. Die Cottbuser Anhänger unter den 15 140 Zuschauern im Stadion der Freundschaft konnte dieser Zwischenstand nur recht sein. Sie erfanden in Ermangelung an Titeln in dieser Saison einfach eine neue Kategorie und kürten sich selbst zum „Ostdeutschen Meister“. Der 1. FC Union hatte längst aufgesteckt. Auch dass Mattuschka kurz vor Schluss noch einen Elfmeter verwandelte, änderte an diesem Eindruck nur wenig.

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