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Sport: Cottbus leuchtet

Energie rückt mit unkonventionellen Methoden dem Klassenerhalt immer näher

Von Karsten Doneck, dpa

Hemden, Hosen, Stutzen – alles leuchtet. Und zwar in knalligem Orange. Dem FC Energie Cottbus hat die Farbwahl für seine Spielkleidung schon manchen Spott eingetragen. Da sah sich der Verein jetzt bemüßigt, dem Thema im Programmheft zum Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg gleich vier Seiten zu widmen. Der Text taucht tief hinein in die Farbpsychologie. „Das Neonorange fällt so ins Auge“, heißt es da, „dass die Sinne sich trügen lassen. Es scheint, als hätte Energie mindestens einen Mann mehr auf dem Platz, ein leuchtendes Verwirrspiel.“ So muss das auch dem VfL Wolfsburg vorgekommen sein. Wie anders lässt es sich erklären, dass die Niedersachsen in Cottbus bis tief in die zweite Hälfte hinein eine Leistung ablieferten, die nie den Eindruck erweckte, als wolle da jemand drei Punkte aus dem Stadion der Freundschaft mitnehmen. Nach einer 3:0-Führung gewann Oranje Cottbus zwar nur 3:2 (1:0), aber das „völlig verdient“, wie Gästetrainer Klaus Augenthaler neidlos anerkannte.

Der zehnte Saisonsieg bringt Cottbus dem Klassenerhalt sehr nahe. 38 Punkte hat die Mannschaft, von vielen vor der Saison als Abstiegskandidat Nummer eins getippt, inzwischen geholt. Petrik Sander, der Energie-Trainer, ist zu Recht stolz auf das Geleistete. Deshalb versteht er auch die Nörgler nicht. Warum es am Ende gegen Wolfsburg durch die beiden Gegentore noch so eng wurde, wollte ein Journalist von ihm wissen. Sander schaute ganz entgeistert drein. „Ich verstehe solche Fragen einfach nicht. Wir sind Energie Cottbus, wir sollten über jeden Sieg froh sein, egal wie hoch oder wie knapp der ausfällt“, sagte er.

In diesem Fall sah sich auch Klaus Augenthaler genötigt, dem Berufskollegen aus Cottbus beizustehen. „Mit diesem Etat, bei diesem ganzen Drumherum – was die Cottbuser da geleistet haben, das verdient meinen Respekt.“ An dem kleinen Fußballwunder in der Lausitz ist ein Mann maßgeblich beteiligt, der gegen Wolfsburg auf der Tribüne Platz nahm, das weiße Hemd bis weit unter das Brustbein aufgeknöpft: Vasile Miriuta. Der hat nicht nur fünf Jahre lang im Cottbuser Mittelfeld behende Regie geführt, er hat dem Klub in seiner jetzigen Funktion als Spielerberater auch zwei Profis vermittelt, die dem FC Energie die Tore schießen: Sergiu Radu und Vlad Munteanu.

Der Preis für die beiden Rumänen war angesichts des handelsüblichen Marktwerts für Torjäger kaum der Rede wert. 450 000 Euro kosteten sie – zusammen. Die Investition des Geldes hat sich längst gelohnt. Gegen Wolfsburg erhöhten beide ihre Trefferquote um ein Tor: Radu auf zwölf, Munteanu auf elf. Der Rest der Energie-Mannschaft kommt zusammen gerade mal auf zwölf Tore.

Radu ist der Ruhm egal. „Das ist hier eine kleine Stadt und ein kleiner Verein. Dafür läuft es im Augenblick wirklich sehr gut“, sagt der Rumäne. Über Abwanderungsgedanken, die ihm und Munteanu immer wieder mal unterstellt werden, mag sich Radu, der bis 2008 in Cottbus unterschrieben hat, jetzt nicht äußern. „Warten wir mal ab, bis wir den Klassenerhalt geschafft haben“, sagt er. Dazu will Sergiu Radu den Cottbusern mit seinen Toren verhelfen, damit die kleine Stadt in der Fußball-Bundesliga weiter leuchtet – notfalls eben auch in Orange.

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