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Sport: Currywurst ja, Cola nein

Wie Trainer Peter Neururer in Hannover arbeitet

Von Christian Otto

Hannover - Ein gutes Dutzend Anhänger steht am Zaun des Trainingsgeländes. Sie rütteln am Zaun herum und johlen los. „Ey, Peter, Uefa-Cup“, brüllt ein Fan dem neuen Trainer von Hannover 96 zu. Unter Ewald Lienen, der beim Fußball-Erstligisten in der Vorwoche entlassen wurde, hätte sich kaum jemand so etwas getraut. Peter Neururer aber winkt den Fans freundlich zu, bedankt sich lächelnd für das Interesse und schüttelt jedem, der nach dem Training um ein Autogramm bittet, noch die Hand. „Ich versuche alles. Das könnt ihr mir glauben. Ein einstelliger Tabellenplatz muss es sein, sonst macht das hier keinen Sinn“, sagt Neururer. Alle applaudieren. Am Sonntag, wenn Hannover beim VfB Stuttgart antritt, bestreitet einer der Krisenmanager unter den deutschen Fußballtrainern sein 200. Pflichtspiel in der Ersten Bundesliga.

„96 ist ein Verein der europäischen Güteklasse A. Hier muss nur ein bisschen Feuer rein“, sagt Neururer. Die Nummer des neuen Trainers ist eigentlich schon ganz schön alt. Neururer macht der verunsicherten Elf von Hannover Beine, indem er in die Spaß- und Duz-Offensive geht. „Alta, du Nase“, ruft er im Training und meint Kapitän Altin Lala. „Das muss hier lauter werden. Es darf auch knallen.“ Die Ordner, die sonst rund um den Trainingsplatz postiert waren, hat der 50-Jährige gleich nach seinem Amtsantritt weggeschickt. Die Fans dürfen wieder hautnah miterleben, wie gegrätscht, geblödelt und provoziert wird. „Mann, wir sind hier doch nicht beim Golflehrgang“, ruft Neururer und bläst in seine Trillerpfeife. Vollfriseure nennt er seine Spieler gerne. Oder Muscheltaucher. Es geht spaßig zu, aber auch ganz schön prollig. Doch die Fans sind von dem redseligen Hauptdarsteller mit dem Schnauzer begeistert. Sie applaudieren beim Training. Aber Neururer hat auch unlustige Seiten. Der neue Trainer hat den Profis einen Strafenkatalog präsentiert. Bier ist erlaubt, Currywurst auch, Cola dafür streng verboten. In der Nacht vor einem Bundesligaspiel haben die Spieler nach 22 Uhr Ausgehverbot.

Dass der Trainer mit dem losen Mundwerk einen Vertrag bis Ende der Saison 2006/07 erhalten hat, ist ein Vertrauensvorschuss. Dabei hielt es Neururer bisher nur selten lange bei einem Klub aus. Bochum hatte er 2004 bis in den Uefa-Cup gebracht, ehe auch der beste Kalauer den Abstieg nicht verhindern konnte. In Hannover hat er seinen Spielern und sich mitten in der Vorbereitungszeit auf das Spiel in Stuttgart zwei freie Tage geschenkt. „Wir wollen den Kopf frei haben“, sagt Neururer. Die Begründung, warum er mit einem Heimaturlaub bei der Familie in den neuen Job gestartet ist, hat Neururer natürlich parat. „Ich musste mal wieder die Unterhose wechseln“, sagt er und grinst.

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