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Sport: Da fehlt die Grundlage

Yildiray Bastürk trainiert wieder, fit ist er noch nicht

Berlin - So schnell vergeht der Ruhm früherer Tage. Auslaufen nach dem Training: „Ha, ha!“, ruft ein Jugendlicher hinter dem Zaun. „Bastürk ist Letzter. Keine Ausdauer.“ Yildiray Bastürk war vier Wochen verletzt, zum zweiten Mal erst trainiert er mit der Mannschaft – natürlich hat er noch keine Ausdauer. Und gute Laune hat er auch nicht. Nach dem Training grummelt er lustlos vor sich hin. Bei wie viel Prozent er seine Leistungsfähigkeit sehe? „150.“ Ist er schmerzfrei? „Ich bin schmerzfrei, aber es ist schwer, wieder reinzukommen.“ Ob er spielen müsse, um richtig fit zu werden? „Weiß nicht.“

Falko Götz, Trainer von Hertha BSC, weiß vermutlich auch noch nicht, ob er Bastürk am Samstag in Bremen von Beginn an spielen lassen soll: „Das Gute ist: Es bleibt noch reichlich Zeit bis zum Wochenende.“ Nach jetzigem Stand würde Bastürk mit einem Einsatz weder sich noch der Mannschaft einen Gefallen tun. Beim Training wirkt er träge, fast ein bisschen abwesend. Er steht mehr, als er läuft. „Fußballerisch hat er sicherlich nichts eingebüßt“, sagt Götz. „Aber um die langen Wege zu gehen, die für unser Spiel notwendig sind, braucht er eine gewisse Grundlage.“ Die hat Bastürk noch nicht.

„Man kann nicht davon ausgehen, dass Yildiray über 90 Minuten 100 Prozent bringen kann“, sagt Götz. Es deutet einiges darauf hin, dass er sich nun die Geduld leistet, von der er noch vor kurzem geglaubt hat, sie gefährde den Gesamterfolg der Mannschaft. Zu Beginn von Bastürks Verletzungspause schien der Trainer dessen Rückkehr gar nicht erwarten zu können. Wenn Bastürk zehn Minuten vor dem Anpfiff zu ihm komme und sage, er könne spielen, dann spiele er auch, hatte Götz gesagt. Das war schon deshalb verständlich, weil es noch vor kurzem hieß, Hertha könne ohne den Spielmacher nicht gewinnen. Inzwischen ist diese These ad absurdum geführt worden. Fünf Spiele ist Bastürk wegen einer Wadenprellung in Tateinheit mit einer Zerrung des Syndesmosebandes ausgefallen, kein einziges hat der Berliner Fußball-Bundesligist verloren. Vielleicht ist es auch schon ein Vorgriff auf das, was Hertha in der neuen Saison droht: Bastürks Vertrag läuft aus, und die britische Zeitung „The Guardian“ meldete gestern, dass der Premier-League- Klub Tottenham Hotspur den Mittelfeldspieler umwerbe.

Für Götz jedenfalls haben sich während Bastürks Verletzung ganz neue personelle Möglichkeiten aufgetan. Ashkan Dejagah rückte für ihn ins Team. Als hoch veranlagt galt der 20-Jährige immer schon, doch für die Bundesliga schien ihm die nötige Entschlossenheit zu fehlen. Dieses Urteil hat er inzwischen erfolgreich widerlegt. Manager Dieter Hoeneß sagt, Dejagah habe sich das Recht erkämpft, auf der Position des Spielmachers zu spielen, „solange Yildiray nicht zur Verfügung steht“.

Unabhängig von Bastürks Rückkehr hat sich Dejagah mit seinen Leistungen aber auch das Recht erkämpft, in der Mannschaft zu bleiben. Fraglich ist nur, auf welcher Position. Bietet Götz – wie beim Auswärtssieg in Dortmund – nur einen Stürmer auf, könnte Dejagah im rechten Mittelfeld zum Einsatz kommen. Behält Herthas Trainer das System mit einer Raute im Mittelfeld und zwei Stürmern bei, könnte Dejagah als hängende Spitze spielen, zumal Christian Gimenez immer noch auszufallen droht. Falko Götz sagt: „Ich kann doch als Trainer nur froh sein, dass ich Konkurrenz im Laden habe.“

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