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Heavy Metal auf der Piste. Dominik Paris zerstörte mit seiner Bestzeit die Träume der österreichischen Fans. Foto: dpa

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Sport: Da ist auch Schwarzenegger machtlos

Wieder gehen die Österreicher bei der Abfahrt in Kitzbühel leer aus – der Italiener Dominik Paris siegt.

Die Ernüchterung kam, als viele schon gar nicht mehr damit gerechnet hatten. Der große Favorit, Aksel-Lund Svindal aus Norwegen, hatte die führenden Österreicher nicht gefährden können, auch nicht dessen Landsmann Kjetil Jansrud, der im Training stets vorne dabei war. Der bis dahin Schnellste, Max Franz, und Klaus Kröll als Zweiter mussten deshalb schon erste Gratulationen entgegennehmen, sie taten dies allerdings nur sehr zaghaft. Doch es schien zu klappen mit dem ersten Sieg für das rotweißrote Ski-Imperium bei der spektakulärsten Weltcup-Abfahrt in Kitzbühel seit 2006. Arnold Schwarzenegger, der prominenteste Austro-Amerikaner, saß am Samstag bei strahlendem Sonnenschein im grünen Lodenmantel und rotem Schal auf der Ehrentribüne und klatschte brav Beifall. Weiter oben, dort wo die Skirennfahrer aus der Traverse in den Zielhang einbiegen, zündeten Pyrotechniker erste bengalische Feuer. Aber dann kam ein junger Italiener und verdarb den Österreichern die Party.

Dominik Paris fuhr so schnell wie keiner anderer an diesem Tag, er gewann eines der spannendsten Rennen auf der Streif der vergangenen Jahre. Denn auch die nächsten beiden Abfahrer unterboten die Zeit von Franz. Der Kanadier Erik Guay raste 0,13 Sekunden langsamer ins Ziel als der 23-Jährige aus dem Südtiroler Ultental. Hannes Reichelt rettete als Dritter die Ehre der Gastgeber und wusste obendrein, wie sein Land doch noch ein bisschen an dem Sieg partizipieren kann. „Südtirol gehört ja fast zu Österreich“, sagte er.

Jahrelang hatten die Schweizer den Österreichern auf der Streif einen Strich durch die Rechnung gemacht. Einmal Didier Defago und insgesamt viermal Didier Cuche gewannen seit 2007 das wichtigste Rennen der Weltcupsaison. Weshalb die Österreicher froh waren, dass Cuche seine Karriere beendet hat und nur noch als Skitourist in diesen Tagen in Kitzbühel ist. „Wir haben hier jahrelang zugeschaut, wie die Schweizer ganz oben standen“, hatte Klaus Kröll vor dem Rennen gesagt. „Ich hoffe, jetzt sind wir wieder dran.“

Die Serie hält, aber die Stimmung litt durch den erneut verpassten Sieg nicht besonders. Viele Besucher, die zum Hahnenkammwochenende nach Kitzbühel kamen, ist der Sport ohnehin nur der spektakuläre Rahmen für ein gesellschaftliches Ereignis. Sie sind wegen der exklusiven Partys für die Prominenten da und der öffentlichen Partys auf den Straßen des Tiroler Skiortes, wo schon morgens der Wettlauf um den höchsten Promillegehalt beginnt und abends bei der Siegerehrung noch lange nicht zu Ende ist.

Es könnte gut sein, dass Dominik Paris irgendwo hinter verschlossenen Türen mitgemacht hat gestern Abend. Denn der bullige Heavy-Metal-Fan hat sich in seinem Team längst den Ruf eines großen Feierbiests erworben. Nach seinem ersten Weltcupsieg Ende Dezember in Bormio erzählte er, sei er erst „irgendwann am 2. Januar nach Hause gekommen“, vier Tage nach seinem Erfolg. Der Triumph von Kitzbühel wäre eigentlich dafür geschaffen, noch länger abzutauchen im Nachtleben. „Hier zu gewinnen, ist der Traum eines jeden Abfahrers“, sagte Paris.

In zehn Tagen beginnt die Weltmeisterschaft in Schladming, in der ersten Woche stehen die Speeddisziplinen auf dem Programm. Als Führender des Abfahrtsweltcups reist Paris nun in der Rolle des Favoriten in die Steiermark. „Ich bin ganz relaxt. Ich fahre dahin und schaue mal, was geht“, sagt er. Ein noch größerer Traum als der von Kitzbühel wäre es für ihn vermutlich, Österreichs Pistenhelden bei den Titelkämpfen im eigenen Land hinter sich zu lassen.

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