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Sport: „Da kann man nur den Kopf schütteln“ Analyst Peter-Thilo Hasler über die Verluste von Borussia Dortmund

PETER–THILO HASLER ist Analyst bei der Hypovereinsbank. Er hatte der Aktie des BVB schon im Januar eine unterdurchschnittliche Entwicklung vorhergesagt.

PETER–THILO HASLER

ist Analyst bei

der Hypovereinsbank.

Er hatte der Aktie des BVB schon im Januar eine

unterdurchschnittliche Entwicklung vorhergesagt.

Foto: R/D

Herr Hasler, Borussia Dortmund hat im letzen halben Jahr einen Verlust von 29,4 Millionen Euro gemacht …

… und liegt damit in dem Rahmen, den ich prognostiziert habe. Ich habe 25 Millionen vorhergesagt. Mein Modell war also richtig.

Wie erklären Sie den hohen Verlust?

Alles auf das Nichterreichen der Champions League zu schieben, das greift zu kurz. Der Stadionverkauf und der Sponsorvertrag mit Nike zum Beispiel wurden schon im Vorjahr verbucht. Und trotzdem hat der BVB nur gerade den Break-Even erreicht.

Gerd Niebaum, der Präsident des BVB, will jetzt 20 Millionen Euro einsparen.

Das ist durchaus möglich, wenn der Verein einige Spieler verkauft. Die Frage ist nur, ob 20 Millionen reichen. Wenn Sie die 29,4 Millionen Verlust auf das Gesamtjahr hochrechnen, werden es sicher 55 Millionen werden.

Ist Borussia Dortmund in ernster Gefahr?

Das kann ich nicht einschätzen. Betriebswirtschaftlich sind diese Verluste ein GAU. Aber der BVB wird dieses Jahr sicher überleben, auch wenn man im Nachhinein nur den Kopf schütteln kann. Nur, wer die Entwicklung schon vor einem Jahr gesehen hätte, hätte auch sechs Richtige im Lotto getippt.

Borussias Führung vermittelt immer noch den Eindruck, sie habe das Problem unter Kontrolle. Ist das nicht verantwortungslos?

Nein, es ist ihr Job. Ein Fußballpräsident ist von Grund auf Optimist. Er rechnet immer mit dem Besten, während ich als Betriebswirt immer mit dem Schlechtesten rechnen muss. Inzwischen habe ich aber gelernt, dass ein Fußballverein nach diesem Prinzip nicht zu führen ist.

Warum nicht?

Dann hätte Borussia Dortmund schon nach der vorigen Saison Spieler verkaufen müssen – weil nicht sicher war, dass die Mannschaft in die Champions League kommen würde. Aber das hätte niemand verstanden.

Was raten Sie den Aktionären des BVB?

Wir haben die Aktie auf Underperform gesetzt, ihr also eine unterdurchschnittliche Entwicklung vorhergesagt. Dabei bleibe ich. Die negativen Entwicklungen werden der Aktie nicht gut tun. Auch die Spielerverkäufe nicht.

Aber soll man nicht kaufen, wenn eine Aktie im Keller ist?

Wer sagt denn, dass schon alles Schlechte bekannt ist? Warten wir mal ab.

Das Gespräch führte Stefan Hermanns.

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