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Sport: Da war es nur noch Haas

Der 30-Jährige trifft bei den Australian Open nun auf Rafael Nadal – alle anderen Deutschen scheiden aus.

Das Ergebnis hätte vor einigen Jahren niemanden überrascht. 6:1, 6:2, 6:1 stand auf der Anzeigetafel, als Thomas Haas gestern den Show Court drei der Anlage im Melbourne Park verließ. Ohne Probleme hatte der 30-Jährige den Italiener Flavio Cipolla nach Hause geschickt. Vor einigen Jahren noch waren solche Siege normal. Gestern allerdings staunten viele, wie leicht Thomas Haas die dritte Runde der Australian Open erreichte – als letzter verbliebener Deutscher im Feld.

Denn in den vergangenen Monaten durchlebte Thomas Haas wieder einmal jenes Schicksal, das seine zwölfjährige Karriere weitgehend bestimmt hat: Er kämpfte sich nach einer Verletzung zurück. Eine Ellenbogenentzündung war dieses Mal der Grund, weshalb der Hamburger im August 2008 zum letzten Mal auf dem Tennisplatz gestanden hatte. Die Überraschung über seinen zweiten Sieg in Melbourne rührte vor allem daher, dass er beinahe ohne Matchpraxis antrat. „Es ist sicher nicht das Schlaueste, hier zu beginnen“, sagte Haas, dem ein einziges Spiel beim Einladungsturnier in Kooyong zur Vorbereitung reichen musste. „Ich war nervös wie ein Anfänger“, befand er dann nach seinem Erstrundenmatch gegen den Argentinier Eduardo Schwank und war selbst überrascht, wie leicht ihm der Sieg gefallen war. „Man weiß ja nicht, wo man steht, denn Matches kann man nicht trainieren.“

Zweimal wurde Haas bereits an der Schulter operiert

Auf dem Platz scheint Thomas Haas wieder der Alte zu sein. Souverän gab er in beiden Partien bislang keinen Satz ab und spielte sehr überlegt. Außer einem leichten Zwicken im Ellenbogen habe ihm sein Körper keine Probleme bereitet, sagte er später. Die Einstellung des 30-Jährigen hat sich allerdings schon verändert. Durch die vielen Verletzungspausen hat Haas vor allem gelernt, die Momente auf dem Tennisplatz zu genießen. „Man weiß nicht, wie oft sie noch kommen“, sagte Haas. „Je älter man wird, desto schwieriger wird es, nach längerer Pause zurückzukommen.“ Noch ist Haas nicht bereit, seine Karriere zu beenden. „Ich habe immer noch einige Ziele. Solange es geht, werde ich auch weiter spielen.“ Elf Turniersiege gelangen dem Hamburger, seinen großen Traum von einem Sieg bei einem Grand-Slam-Turnier konnte er sich aber nie erfüllen. Der Traum ist zwar immer noch da, aber doch sehr in den Hintergrund gerückt. „Ich habe mir zehn Jahre lang viel zu viel Druck gemacht“, sagt die ehemalige Nummer zwei der Welt. „Das Wichtigste ist jetzt für mich, gesund zu bleiben.“

Denn eines weiß Haas auch: Nach einer weiteren Operation würde er nicht noch einmal zurückkommen. Zweimal wurde der 30-Jährige bereits an der Schulter operiert, dieses Mal überstand er die Verletzung, ohne unters Messer zu müssen.

In Melbourne ist Haas nun wieder zum Einzelkämpfer geworden, nachdem gestern neben Michael Berrer, Andreas Beck und Tatjana Malek auch die Berlinerin Sabine Lisicki ausschied. Die 19-Jährige schlug sich tapfer bei ihrem ersten Match auf dem Center Court gegen die Australierin Samantha Stosur, hatte aber letztlich mit 3:6, 4:6 das Nachsehen. Dass die Rückkehr von Haas in Melbourne wohl trotzdem am Freitag beendet sein dürfte, dafür spricht der Name seines Gegner: Rafael Nadal. Die Nummer eins der Welt wartet in Runde drei. Gegen den Spanier hat Haas bislang in drei Versuchen nicht einen einzigen Satz gewinnen können. „Ich hoffe, wir werden in der Rod Laver Arena spielen“, sagte Haas, der sich auf das Match freut. Denn ein Spiel auf dem Center Court, das wäre ein gelungener Abschluss für sein gelungenes Comeback.

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