Sport: Damals, in Turin
Eines liegt Alex Ferguson nach der Ankunft im Kölner Hyatt-Hotel ganz besonders am Herzen: ein Kleidungswechsel. Raus aus dem offziellen Zwirn von Manchester United, rein in das weiße Polohemd und die blaue Trainingshose.
Eines liegt Alex Ferguson nach der Ankunft im Kölner Hyatt-Hotel ganz besonders am Herzen: ein Kleidungswechsel. Raus aus dem offziellen Zwirn von Manchester United, rein in das weiße Polohemd und die blaue Trainingshose. So sitzt er dann beim Plausch mit Michael Kinane, dem ManU-Fan, Ferguson-Freund und irischen Top-Jockey, der eines von einem halben Dutzend Rennpferden des Teammanagers reitet. Kinane trinkt Bier, Ferguson nichts.
Das Rückspiel im Halbfinale der Champions League? Klar, das wird schwer für den Englischen Meister nach dem 2:2 im Hinspiel. Und Ferguson kann auch genau sagen, wie schwer: „Wir müssen in Kaiserslautern zwei Tore schießen – und gewinnen.“ Dann grinste er aus seinem roten Gesicht und sagt: „Natürlich in Leverkusen.“ Vom Gewinnen lässt er sich allerdings nicht abbringen: „Wir haben die Fähigkeit, Tore zu schießen. Klaus Toppmöller kann seinen Leuten nicht sagen: Spielt auf 0:0. Das haben sie die ganze Saison über noch nicht getan.“
Dass Bayer gerade seine glänzende Ausgangsposition in der Bundesligal verspielt hat – „das hat mir überhaupt nicht gefallen“, gesteht Ferguson. Denn ähnlich wie Manchester, das in der eigenen Liga Arsenal London hinterher hinkt, gewinnt die Champions League plötzlich auch für den Gegner an Wichtigkeit. Doch Ferguson leidet auch, weil er Leverkusens Fußball schätzen gelernt hat. „Sie haben in dieser Saison unglaubliche Leistungen gezeigt und hätten die Meisterschaft einfach verdient."
Rücksicht aber wird Manchester nicht nehmen, sondern lieber die Videos vom Semifinale 1999 einlegen. Ebenfalls nur unentschieden, 1:1, hatte Manchester United damals zu Hause gegen Juventus gespielt und dann das Rückspiel in Turin nach furiosem Auftritt 3:2 gewonnen. Und auch Ferguson weiß, wie Psychospielchen gehen: „2:2, da ist die Ausgangsposition vielleicht ein bisschen schwieriger, letztlich aber ähnlich."
David Beckham und Gary Neville fehlen heute, dafür kann Roy Keane nach überstandener Verletzung von Beginn an spielen. Jener Mann, der beim großen Sieg über Turin vor zwei Jahren herausragte, im Finale aber wegen einer Gelbsperre zuschauen musste. Das gleiche Schicksal droht Keane auch jetzt. Wenn ManU denn gewinnen sollte. Andreas Morbach
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