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Vielen Dank für die Geduld. Niklas Stark (Mitte) applaudiert nach der Heimniederlage gegen Düsseldorf.

© Andreas Gora/dpa

Dardais Abschiedstour in der Bundesliga: Herthas Spieler nehmen sich selbst in die Pflicht

Es geht in den verbleibenden Spielen um einen gebührenden Abschied für Trainer Pal Dardai. Der erste Sieg soll gleich gegen Hannover 96 her.

Michael Preetz hat in dieser Woche unfreiwillig ein Bild geliefert, das vortrefflich zur Situation bei Hertha BSC passte. Am Donnerstagvormittag, also zwei Tage nach der offiziellen Trennung von Trainer Pal Dardai im Sommer, wurde der Manager des Berliner Fußball-Bundesligisten schnellen Schrittes auf dem Parkplatz vor der Geschäftsstelle des Vereins gesichtet.

Preetz hatte einen großen Präsentkorb mit allerhand kulinarischen Köstlichkeiten in den Armen, der eine naheliegende Frage aufwarf: Ist das jetzt schon das formale Dankeschön für den Trainer, der Hertha in den zurückliegenden viereinhalb Jahren weitgehend störungsfrei durch den Alltag geführt hat?

Tatsächlich handelte es sich um eine Aufmerksamkeit für Sofian Chahed; der ehemalige Profi feierte am Donnerstag seinen 36. Geburtstag und wurde aus diesem Anlass mit einem Geschenk bedacht. Für Pal Dardai, das darf man an dieser Stelle und bei allem Respekt vor Chahed vermuten, wird der Präsentkorb in wenigen Wochen noch einmal deutlich größer und umfangreicher ausfallen – sofern er überhaupt einen Präsentkorb erhält. Der Trainer selbst hat sich ja beim ersten öffentlichen Auftritt seit seiner Demission eine Uhr gewünscht, für die Manager Preetz und seine Spieler zum Abschied der Tätigkeit bei den Profis zusammenlegen sollen.

Dardais Zeit beim Tabellenelften der Fußball-Bundesliga läuft allmählich ab. Inklusive des Heimspiels gegen Hannover 96 am Ostersonntag (18 Uhr Olympiastadion und live bei Sky) bleiben dem Ungarn bis zum Saisonende noch drei Auftritte an der Seitenlinie im Olympiastadion sowie die beiden verbindlichen Dienstreisen nach Frankfurt (27. April) und Augsburg (11. Mai).

Herthas Fans werden Dardai hofieren

Und es gehört nicht viel Fantasie dazu, dass Herthas Anhänger den Rekordspieler und Sympathieträger in dieser Zeit nach allen Regeln der Kunst hofieren werden. Nackte Resultate? Sind nicht nur angesichts der geradezu historischen Rückrundenschwäche der Berliner längst kein Bewertungsmaßstab mehr. Beim Großteil der Fans überwiegt das Emotionale.

Und die Spieler? Salomon Kalou ist mit 33 Jahren und vier Auslandsstationen einer der erfahrensten im Berliner Kader, er hat unter solch prominenten Trainern wie Jose Mourinho und Carlo Ancelotti gespielt, in seiner Berliner Zeit aber nur zwei Verantwortliche erlebt: Jos Luhukay und eben Pal Dardai. „Wir hatten immer Respekt vor Pal, vom ersten Tag an – weil alle wussten, dass er selbst ein großer Spieler in diesem Verein war“, sagt der Ivorer. Deshalb sei er auch traurig gewesen, als die Entscheidung publik wurde, führt Kalou weiter aus. „Aber so ist das nun mal im Fußball“, ergänzt der Offensivspieler, „man trifft Leute, man arbeitet zusammen – und dann geht es irgendwann weiter.“ Ein anderer Führungsspieler der Berliner, Innenverteidiger Niklas Stark, hatte sich zuvor ähnlich geäußert. „Ich finde das sehr schade, denn wenn ein Trainer geht, hat das immer auch mit den Spielern und Leistung zu tun“, sagte er, „Pal hat sehr viel für den Verein getan“. Stark etwa entwickelte sich unter der Verantwortung des Ungarn zum Nationalspieler.

Trainerteam genießt sehr hohes Ansehen

Auch Salomon Kalou stellt die Verdienste des Trainers im Umgang mit Talenten in den Vordergrund. „Er hat viele junge Spieler in die Profi-Mannschaft gebracht, das war seine Idee – und er hat ihnen immer wieder Chancen gegeben. Er war und ist ja selbst noch ein junger Trainer, der mit der Zeit mit seiner Mannschaft gewachsen ist – als Mensch und als Coach.“ Umso wichtiger sei es nun, Dardai und seinem Trainerteam – auch Assistent Rainer Widmayer verlässt Hertha in diesem Sommer Richtung Stuttgart – einen gebührenden Abschied zu verschaffen.

„Am Sonntag müssen wir zuhause gewinnen“, sagt Kalou vor dem Spiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten Hannover 96. „Das ist wichtig für die Mentalität, das Selbstvertrauen und den Trainer.“ In der nächsten Saison könne sich die Mannschaft dann neu formieren, bis dahin sollen aber noch ein paar Siege folgen, idealerweise auch im Olympiastadion. Wie es danach für Pal Dardai weitergeht, steht im Gegensatz zu seinem Nachfolger bereits fest: Der Ungar will ein Jahr Pause machen und sich dann wieder dem Hertha-Nachwuchs widmen. „Ich wünsche ihm viel Erfolg für das, was noch kommt“, sagt Salomon Kalou, „es war eine Ehre, mit ihm zu arbeiten.“

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