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Sport: Dariusz Wosz: Schweinfurt statt Schwimmbad

Vier Wochen ist es her, da hat der VfL Bochum in Hannover verloren. Bochums Spielmacher Dariusz Wosz hatte an diesem Sonntagnachmittag ziemlich schlecht gespielt.

Vier Wochen ist es her, da hat der VfL Bochum in Hannover verloren. Bochums Spielmacher Dariusz Wosz hatte an diesem Sonntagnachmittag ziemlich schlecht gespielt. Am Abend wurde seine Leistung im Deutschen Sport-Fernsehen heftig kritisiert. Wosz meckerte: "Die picken mich raus und zeigen nur die schlechten Szenen von mir."

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Selbstkritik? Fehlanzeige. Wosz war stinksauer und drohte, dem DSF keine Interviews mehr zu geben. Das geht natürlich nicht, wenn so etwas der bekannteste Spieler der Zweiten Fußballbundesliga sagt. Also hat sich ein paar Tage später der DSF-Redakteur bei Wosz entschuldigt. Vom "Kicker" bekam Bochums Spielmacher an diesem Tag die Note Fünf. Völlig daneben kann der DSF-Kommentator nicht gelegen haben.

Wosz wirkt in solchen Momenten schnell beleidigt. "Wir sind der VfL Bochum, eine Mannschaft", sagt der 32-Jährige. "Wir sind nicht der VfL Wosz." Dennoch: Die Fernsehkameras sind auf ihn gerichtet. Jedes Wochenende in jedem Fußballstadion. Auch heute im Heimspiel gegen Babelsberg 03. Wosz soll Bochum zurück in die Erste Bundesliga führen. So wie er es 1994 und 1996 bereits getan hat. Dafür soll der VfL rund 2,5 Millionen Mark Ablöse an Hertha BSC überwiesen haben. Für das Doppelte war Wosz vor drei Jahren nach Berlin gewechselt.

Damals hatten Herthas Trainer Jürgen Röber und Manager Dieter Hoeneß von einem "großen Qualitätssprung" gesprochen. Wosz führte Hertha BSC in die Zwischenrunde der Champions League. Im Februar stand er sogar noch im Länderspiel-Kader gegen Frankreich. Im Verein aber war seine Zeit abgelaufen. "Ich wurde bei Hertha immer häufiger in Frage gestellt", sagt Wosz. "Bei jedem Fehlpass rückte man näher zur Ersatzbank."

Wosz hat bei Hertha BSC nicht mehr die Rolle gespielt, die von ihm erwartet wurde. Er rannte und ackerte. Hertha zahle ihm Kilometergeld, vermuteten die Zeitungen. Ein torgefährlicher Spielmacher war er nicht. Sebastian Deisler und Stefan Beinlich rückten ins zentrale Mittelfeld, Wosz auf die Bank. "Hertha verstärkte sich nicht auf Positionen, die wichtiger waren", hat Wosz damals gesagt und auf seiner Homepage mit einem Wechsel kokettiert. In Bochum haben sie ihn mit offenen Armen empfangen. "Der verlorene Sohn kehrt heim ins Ruhrgebiet", schrieb der "Reviersport". Bochum blieb immer nur die graue Maus in der Bundesliga. Wosz aber wurde vom Boulevard "die Zaubermaus" genannt. Auf ihn waren die Bochumer stolz. Als er seinen Wechsel nach Berlin verkündete, waren die Fans so enttäuscht, dass sie den Trabant anzündeten, mit dem er in der Castroper Straße zum Training vorfuhr. Im Sommer hat Wosz in Bochum einen Siebenjahresvertrag unterschrieben. "Vier Jahre Spieler, drei Jahre Jugendtrainer", sagt Wosz. Angebote aus dem Ausland habe er abgelehnt.

Besonders gut läuft es in Bochum aber noch nicht. Wochenlang hat sich Wosz mit einem Muskelfaserriss herumgeschleppt. Als er gegen Karlsruhe einmal ganz ordentlich spielte, flog er nach einer Gelb-Roten Karte vom Platz. Und als Wosz beim letzten Auswärtsspiel in Ahlen ausgewechselt wurde, schoss der VfL Bochum Minuten später noch zwei Tore zum 5:2-Sieg.

Wosz bemüht sich, den Wechsel in die Zweitklassigkeit nicht als Rückschritt darzustellen. Er wäre auch bei Erstligaklubs wie Köln oder Rostock untergekommen, aber in Bochum besitze er ein Haus, dort habe er seinen Freundeskreis. "Ich habe den Wechsel nach Berlin nicht bereut", sagt Wosz. "Aber ich wäre dort nicht mehr glücklich geworden." Der Schritt zurück sei logisch gewesen. "Ich spiele nur noch ein paar Jahre Fußball", sagt Wosz. "Da spiele ich lieber gegen Schweinfurt, als in Berlin am Spieltag ins Schwimmbad zu gehen."

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