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Iker Romero, 30, wechselt zur kommenden Saison vom FC Barcelona zu den Füchsen Berlin in die Handball-Bundesliga. Der 1,96 Meter große Rückraumspieler gewann mit Spanien 2005 den Weltmeistertitel und 2008 Olympia-Bronze sowie mit Barcelona 2005 die Champions League. Zudem ist er mehrfacher Spanischer Meister und Pokalsieger.Foto: p-a/dpa

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Sport: „Das Ambiente ist atemberaubend“

Der neue Füchse-Star Iker Romero über die Bundesliga und seine Liebe zu Berlin

Iker Romero, letztes Jahr wechselte der Fußballer Raúl zu Schalke 04, Sie spielen ab nächster Saison bei den Füchsen Berlin Handball. Für die spanischen Nationalspieler scheint Deutschland ein attraktives Pflaster zu sein?

Mein Fall ist anders als der von Raúl: Im Handball von der spanischen in die deutsche Liga wechseln zu können ist ein Qualitätssprung: Die deutsche Bundesliga ist derzeit einfach die beste der Welt, alle großen Klubs – mit Ausnahme vom FC Barcelona und Ciudad Real spielen dort.

War der Wechsel vom FC Barcelona eher eine Entscheidung für die deutsche Liga als für die Füchse?

Beides spielte eine Rolle. Nachdem mein Vertrag bei Barcelona nicht verlängert wurde, kam als Alternative nur ein deutscher Klub in Frage. Die Füchse haben eine unglaubliche Saison gespielt, ich mag ihren Stil – und ich liebe die Stadt. Daher habe ich mich für Berlin entschieden, auch wenn es von anderen deutschen Bundesligaklubs lukrativere Angebote gab.

Kennen Sie Trainer Dagur Sigurdsson noch aus seiner Zeit als aktiver Spieler?

Wir haben bei der WM in Portugal gegeneinander gespielt. Ich mochte ihn schon als Spieler, jetzt freue ich mich auf ihn als Trainer: Es innerhalb von zwei Jahren von der unteren Tabellenhälfte auf einen Qualifikationsplatz für die Champions League zu schaffen, das ist eine tolle Leistung.

Was unterscheidet ihn von ihrem bisherigen Trainer Xavi Pasqual?

Die Ligen sind einfach anders. Der deutsche Handball ist extrem temporeich, die Spieler bringen immer körperliche Hochleistung. In Spanien haben wir vielleicht drei, vier schwere Spiele im Jahr, in Deutschland ist jedes Spiel ein neuer Kampf.

Fühlen Sie sich dem mit 30 Jahren noch gewachsen?

Ich bin nie viel gerannt, weder mich 25 Jahren noch jetzt (lacht). Ich bin kein besonders physischer Spieler und sechzig Minuten auf diesem Niveau mitzuhalten wird sehr schwer. Aber Angst habe ich im Sport vor nichts.

Für Füchse-Manager Bob Hanning sind Sie „kein Spieler für sechzig Minuten, sondern für die besonderen Momente“. Eine angemessene Rollenbeschreibung?

Ich habe mit Bob und Dagur offen darüber gesprochen: Auf meinen Stammpositionen spielen herausragende Sportler wie Sven-Sören Christophersen oder Bartlomiej Jaszka. Ich komme nicht, um jemanden den Platz streitig zu machen, sondern um der Mannschaft auf europäischer Ebene mit meiner internationalen Erfahrung zu helfen – ganz egal, ob der Trainer mich für die ersten 20 oder die letzten 15 Minuten braucht oder ich von der Bank helfe. In Barcelona war ich in den letzten zwei, drei Jahren auch eine Art Mentor für unerfahrenere Spieler.

Der Klub will Sie auch in die Jugendarbeit einbinden.

Als Bob Hanning mir von dem Plan erzählte, war ich sofort begeistert. Ich trainiere Kindermannschaften, seitdem ich 17 bin und habe in meiner Heimatstadt Vitoria eine Handballschule. In allen bisherigen Klubs habe ich mit Kindern gearbeitet, auch in Barcelona, bis vor zwei Jahren mein Coach ein Veto einlegte. Es ist etwas völlig anderes, mit Kindern zu arbeiten als mit Erwachsenen: Profis sind oft so egozentrisch! Kinder dagegen gehen total in der Sache auf.

Konnten Sie die Max-Schmeling-Halle schon in Augenschein genommen?

Bisher nur übers Fernsehen. Das Ambiente ist atemberaubend! In Barcelona bekommen wir den Palau Blaugrana höchstens zwei, drei Mal im Jahr voll. In Berlin sind immer sieben- bis achttausend Besucher da. Das motiviert Sportler und ist ein Grund, warum ich mich auf den Wechsel so freue.

Haben Sie in Berlin schon eine Wohnung gefunden?

Darum kümmere ich mich nach der spanischen Liga und dem Final-Four der Champions League. Ich will auf jeden Fall zentral wohnen, schließlich bin ich Single und gern unter Leuten.

Und was macht Ihr Deutsch?

Seit einem Monat habe ich zwei Mal die Woche Unterricht, aber noch ist es „särr schlächt“! Die Wörter sehen ganz anders aus als sie sich anhören. Puh, das wird hart.

Was wird Ihnen aus Barcelona fehlen?

Neben Stadt und Team vor allem das Essen. Aber da sorge ich vor: Ein Zimmer meiner Berliner Wohnung wird zur Bodega: ein Vorratsraum, gefüllt mit Schinken, Chorizo und Wein.

Das Gespräch führte Julia Macher

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