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Sport: Das andere Brasilien

Herthas Neuer Gilberto unterscheidet sich von seinen Landsleuten Alves, Luizao und Marcelinho

So wie am ersten Tag kann es nicht weitergehen für Gilberto. Da hat der neue Fußballprofi von Hertha BSC alleine mit dem verletzten Giuseppe Reina Kräftigungsübungen machen müssen, während die anderen nebenan Fußballtennis spielten und laut lachten. Dabei ist Gilberto aus Brasilien zu Hertha BSC gekommen, um dazuzugehören. „Ich möchte hart arbeiten, mich anpassen und zeigen, dass auch andere von mir profitieren können“, sagt er. Ein paar Tage wird sich der 27 Jahre alte Brasilianer damit im Trainingslager in Walchsee in Tirol noch gedulden müssen, bis sich sein Knie von einer Überdehnung des Innenbandes erholt hat.

Wie es ist, nicht dazuzugehören, das hat Gilberto da Silva Melo schon schmerzlich erfahren. 1999 wechselte er mitten in der Saison zu Inter Mailand. Es war seine erste Station in Europa. Er kam ohne Familie, und nach wenigen Monaten reiste er wieder zurück, weil er aus seiner Außenseiterrolle nie herausgekommen war. „Diesmal bin ich ganz anders aufgenommen worden“, sagt er. Vor allem aber will der zweimalige Nationalspieler diesmal selbst alles dazu tun, um ein fester Bestandteil der Mannschaft zu werden. „Er fragt mich schon seit Tagen, wann er endlich mit dem Deutschlernen anfangen kann“, erzählt Nilson Maldaner, der für Hertha Kontakte in Brasilien knüpft und Gilberto von Rio de Janeiro aus ins Trainingslager begleitet hat.

Ein bisschen erstaunlich ist es schon, dass Gilberto zu Hertha gefunden und dort einen Vertrag für vier Jahre unterschrieben hat. Denn aus Berlin sind bereits Landsleute Gilbertos enttäuscht zurückgekehrt, die beiden Stürmer Alex Alves und Luizao etwa. Ihre Leistungen waren nicht gut genug, zudem führte sich gerade Alex Alves auf wie eine Diva. Aber auch der Klub stellte sich im Umgang mit den Brasilianern nicht immer geschickt an. Dennoch hat sich Gilberto für Berlin entschieden, weil er eine Herausforderung suche und Hertha für einen seriösen Verein hält. Dass er besser in Berlin zurechtkommen wird als Alex Alves und Luizao, davon ist Gilberto überzeugt. „Ich habe einen anderen Stil“, sagt er und drückt damit sehr diplomatisch aus, dass er sich reifer einschätzt als die beiden anderen.

Gilberto hat ein ruhiges, zurückhaltendes Auftreten. Trainer Falko Götz glaubt daher, nicht nur einen torgefährlichen Spieler für das linke offensive Mittelfeld verpflichtet zu haben, sondern auch eine Persönlichkeit: „Er hat einen menschlich sehr guten Eindruck gemacht.“ Gilberto hat auch einen anderen Stil als Herthas Spielgestalter Marcelinho. Ihn unterscheidet nach Aussage von Nilson Maldaner von Marcelinho dies: „Er ist kein Nachtvogel.“

Gilberto sagt, er sei gerne bei seiner Familie. Seine Frau wird in vier Monaten auch mit der Tochter nach Berlin ziehen. Von seiner Familie erzählt Gilberto viel: Seine Mutter habe ihn und seine sieben älteren Geschwister alleine großgezogen, weil sein Vater starb, als Gilberto sechs Monate alt war. „Sie hat hart gearbeitet für uns, auch nachts. Sie spielt eine wichtige Rolle in meinem Leben.“ Gilberto will zeigen, dass er genug fürs Leben mitbekommen hat, um auch in Europa dazuzugehören.

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