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Sport: Das andere Orange

Warum Schalkes Uefa-Cup-Gegner Schachtjor Donezk so viel Geld hat

Berlin - Orange ist die Farbe der Wende in der Ukraine. Mit ihren orangefarbenen Fahnen haben die Anhänger der Opposition den gerade gewählten Präsidenten Juschtschenko unterstützt. Auch die Fußballer von Schachtjor Donezk spielen in grell orangefarbenen Trikots, etwa an diesem Mittwoch in der Runde der besten 32 im Uefa-Pokal gegen den FC Schalke 04 (18 Uhr, ZDF). Nur wird der Klub aus dem ostukrainischen Donezk in der Industrieregion Donbass vom mächtigen Rohstoffoligarchen Rinat Achmetow gesponsert. Der gilt als verbissener Gegner Juschtschenkos und hatte im Präsidentschaftswahlkampf den unterlegenen pro-russischen Protagonisten Janukowitsch demonstrativ unterstützt.

Dennoch ist Orange auch im ukrainischen Fußball die Farbe der Wende, denn Schachtjor Donezk macht sich gerade auf, eine der besten Mannschaften in Europa zu werden. Das liegt vor allem an Achmetow. 38 Jahre ist er alt und mit dem Gesamtvermögen von 3,5 Milliarden Dollar der reichste Ukrainer. Nach der Herkunft seines Reichtums fragt kaum jemand. Tatsache ist jedenfalls, dass er allein im vergangenen Jahr sein Vermögen verdoppelt hat und dass sich beim Verkauf staatlicher Unternehmen keiner traut, gegen ihn zu bieten.

Es ist eine spezielle Art, nach der in Donbass Geschäfte gemacht werden, sie hat aber auch ihren Preis. Achmetows Hauptquartier ähnelt einer streng bewachten Militärbasis, auf Schritt und Tritt folgen ihm bewaffnete Söldner. Eine verständliche Sicherheitsmaßnahme: Sein Geschäftspartner Alexander Bragin wurde 1995 während eines Ligaspiels durch einen Bombenanschlag ermordet.

Ob der als ukrainischer „Graf von Monte Christo“ bezeichnete Milliardär Achmetow Schachtjor Donezk als Geschäft ansieht, oder aus Leidenschaft zum Fußball handelt, ist unklar. Er investiert in seinen Klub Summen, von denen die meisten Vereine Europas nur träumen. Sein Ziel ist der Gewinn eines Europapokals. Die bisherigen Versuche endeten zwar in der Gruppenphase, doch das scheint Achmetows Ehrgeiz nur weiter zu reizen. Was die Trainer Nevio Scala und Bernd Schuster nicht geschafft haben, soll dem routinierten rumänischen Coach Mircea Lucescu gelingen.

Bisher hat Achmetow allein in Transfers rund 80 Millionen Euro gesteckt. Und als ob das des Guten nicht genug wäre, baut er gerade in Donezk ein Stadion von internationalem Anspruch. Die Arbeiten sind bereits seit September in vollem Gange, bis Mitte 2007 soll das 200 Millionen Dollar teure Projekt fertig sein. Ursprünglich sollte das Objekt eine Kapazität von 33 000 Sitzplätzen haben und 100 Millionen Dollar kosten. Nach Rücksprache mit den Schachtjor-Fans ließ sich Achmetow jedoch von der Notwendigkeit überzeugen, noch einmal so viel auf den Tisch zu legen, damit eine hochmoderne Anlage für 50 000 Zuschauer entsteht. So könnten in Donezk künftig auch die größten Fußballevents Europas ausgetragen werden, das Finale der Champions League oder des Europapokals etwa.

Bald können Schachtjors Transfers die der englischen , spanischen oder italienischen Fußballgiganten übersteigen. Jüngst hat das rumänische Sportblatt „ProSport“ berichtet, Achmetow habe das Transferbudget auf 250 Millionen Euro aufgestockt. Real Madrid stehen nicht einmal 170 Millionen zur Verfügung. Dass der Klub aus der Ukraine bereits imstande ist, mit den Größten mitzuhalten, zeigt das jüngste Ringen um den brasilianischen Jungstar Robinho. Bis zur letzten Minute war nicht klar, ob er zu Real, Chelsea, Inter Mailand oder Schachtjor wechselt. Letztlich blieb er seinem bisherigen Verein FC Santos treu. Dennoch haben die Ukrainer seinen Vereinskollegen Elano für zehn Millionen Euro verpflichtet und zwei weitere Brasilianer, Ivan und Jadson. Alle sind gegen Schalke spielberechtigt.

Legionäre spielen bei Schachtjor eine immer größere Rolle. Im Moment sind es zwanzig Spieler aus Brasilien, Rumänien, Kroatien, Serbien, Tschechien, Polen und Nigeria, viele davon schon Nationalspieler. Den Rest machen ein Russe und fünf Ukrainer aus. Angesichts der noch bevorstehenden Großeinkäufe im Sommer verwundert es nicht, dass Trainer Lucescu bei der Aufstellung die Ukrainer immer seltener berücksichtigt. So hat Donezk ausgezeichnete Voraussetzungen, um den Weg unter die besten Klubs des Kontinents zu finden. Doch was passiert, wenn Achmetow eines Tages genug von seinem kostbaren Spielzeug hat?

Maciej Garbolinski

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