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DAS AUSSERGEWÖHNLICHE macht bisher einen Bogen um die EM-Endrunde: Hoffen auf Joe Hart

Man muss sich das nur vorstellen, da geht schon die Pumpe, da ist man plötzlich ganz da, fiebrig präsent im Hier und Jetzt des Turniers: wie Tschechiens Torwart Petr Cech nach einer Ecke in der Nachspielzeit des EM-Viertelfinales das 1:1 gegen Portugal köpft, wie dann in der letzten Minute der Verlängerung der eingewechselte Roman Hubnik das 2:1 markiert – natürlich, nachdem Cristiano Ronaldo noch zweimal die Latte getroffen hat. Die Übung für den Möglichkeitssinn beweist: An uns liegt es nicht, dass das Turnier bisher nicht wirklich emotionalisiert.

Man muss sich das nur vorstellen, da geht schon die Pumpe, da ist man plötzlich ganz da, fiebrig präsent im Hier und Jetzt des Turniers: wie Tschechiens Torwart Petr Cech nach einer Ecke in der Nachspielzeit des EM-Viertelfinales das 1:1 gegen Portugal köpft, wie dann in der letzten Minute der Verlängerung der eingewechselte Roman Hubnik das 2:1 markiert – natürlich, nachdem Cristiano Ronaldo noch zweimal die Latte getroffen hat. Die Übung für den Möglichkeitssinn beweist: An uns liegt es nicht, dass das Turnier bisher nicht wirklich emotionalisiert. Konsequent verwehrt die EM uns die großen Momente oder entwertet sie nachträglich: Andrej Schewtschenkos Tore im ersten Gruppenspiel der Ukraine, Przemyslaw Tytons Elfmeterparade im ersten Spiel der Polen – mit dem deutlichen Ausscheiden der beiden Gastgeber sind sie nurmehr Randnotiz. Die Schweden, zweimal dramatisch unterlegen und damit offenbar begabt für legendentaugliche Spielverläufe – ausgeschieden. Auch sonst konstatieren wir narrative Armut: keine Randglossen von Blitzschlägen auf dem Trainingsfeld, Spielerstreiks oder anderem, was das ferne Geschehen eines durchgestylten Profiturniers ein wenig näher rücken lässt.

Das Schlimmste daran: Hoffnung auf Besserung gibt es eigentlich nicht – episches Geschehen hat jetzt kaum mehr Zeit, Fallhöhe zu entwickeln. Die großen Erzählungen um Altstars im dritten Frühling (Zidane 2006) oder Überraschungsteams – sie müssten längst begonnen haben.

Bliebe – neben allem, was um die deutsche Mannschaft geschieht – nur eine Sache, die zumindest diesem Viertelfinale noch einen großen Moment geben könnte. Noch einmal aktivieren wir den Möglichkeitssinn und stellen uns vor, wie Englands Keeper Joe Hart im Spiel gegen Italien den entscheidenden Elfmeter hält. Der Rest wäre Geschichte – die Jubeltraube hemmungslos weinender Männer, ein gedankenverlorener Roy Hodgson. Schön, wenn sie geschrieben würde. Johannes Schneider

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