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Coronaparty: Die Spieler der Miami Marlins nach einem Sieg.

© Bill Streicher/Reuters

Das Coronavirus erwischt die MLB: Bis einer tot umfällt – der Irrsinn im US-Profisport

Kranke raus, Gesunde rein: Der US-Sport zieht stur sein aberwitziges Konzept durch – ungeachtet eigener Fälle und hoher Infektionszahlen im Land. Ein Kommentar.

Es ist ja nicht so, dass im Profisport in den USA nicht weitergespielt werden könnte. Auch nicht, wenn das Virus so viele Spieler erwischt hat, dass es in anderen Sportarten fast eine Mannschaftsstärke ausmachen würden.

14 Personen sind bei den Miami Marlins draußen, zwölf Spieler und zwei Trainer des Klubs aus der Major League Baseball (MLB) sind positiv auf das Coronavirus getestet worden. Weitermachen werden sie aber trotzdem, nicht nur in der gesamten aktuell laufenden Geisterspiel-Saison der MLB, sondern auch beim Team aus Florida.

Raus mit den Kranken, rein mit den Gesunden

Sollten die nächsten Testergebnisse akzeptabel sein, so heißt es, dann würden die Marlins bereits am Mittwoch wieder auf den Ball knüppeln und von Base zu Base sprinten dürfen. Die Baseball-Liga hat Corona sozusagen mit im Handschuh, die Kaderlisten der Klubs sind extra lang. Raus mit den Kranken, rein mit den Gesunden: Das Hygienekonzept für den Profisport made in USA ist – ein Irrsinn. Erst recht vor dem Hintergrund steigender Infektionszahlen im Lande.

Die trüben Neuigkeiten aus dem Baseball haben allerdings im US-Sport bei den Klubs der großen Profiligen noch nicht zum großen Umdenken geführt, im Gegenteil: In den kommenden Tagen starten hintereinander die National Basketball Association (NBA) und die National Hockey League (NHL) in den Rest ihrer aufgrund der Pandemie unterbrochenen Spielzeiten.

Wir können uns in den kommenden Wochen also gefasst machen auf neue Covid-19-Infektionen aus den nordamerikanischen Ligen, in denen – in der NBA, aber vor allem in der Eishockeyliga NHL – auch einige deutsche Nationalspieler mit dem Corona-Risiko ihr Geld verdienen werden müssen.

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Sicher kann man argumentieren, dass die deutsche Fußball-Bundesliga mit dem Geisterspielwahn angefangen hat und ihre Saison auch recht ordentlich über die Bühne bringen konnte, von einigen Störgeräuschen in der Zweiten Liga mal abgesehen. Allerdings geschah das zu einem Zeitpunkt, als die Fallzahlen im Land nach unten gingen. In Nordamerika ist momentan das Gegenteil der Fall.

Andererseits ergeht es den Sportklubs eben nicht anders als anderen Teilen der Unterhaltungsbranche: Sie müssen spielen, um nicht bankrott zu gehen. Spannend ist jetzt die Frage, bis zu welcher Schwelle sie das in Nordamerikas Ligen ausreizen werden. Bis zum ersten Corona-Toten? Hoffentlich nicht.

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