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Sport: Das DFB-Pokalfinale dient auch als Plattform, um die Popularität des Frauenfußballs zu steigern

Die Szene wiederholt sich Jahr für Jahr. Meist mit wechselnden Farbkombinationen.

Von Karsten Doneck, dpa

Die Szene wiederholt sich Jahr für Jahr. Meist mit wechselnden Farbkombinationen. Diesmal werden jedoch, genau wie im Vorjahr, in der einen Kurve des noch dreiviertel leeren Berliner Olympiastadions die Fans ihre grün-weißen Fahnen schwenken, gegenüber flattern die roten Stofflappen im Wind. Sprechchöre untermalen das Farbenspiel akustisch. Hier "Wäääärder, Wääärder", dort "Bayern, Bayern". Und unten auf dem Rasen mühen sich 22 junge Damen nach Kräften, auch ein bisschen Aufmerksamkeit zu erhaschen. DFB-Pokalfinale in Berlin - das heißt auch, Cup-Endspiel der Frauen, zu nachmittäglicher Stunde, das Vorspiel zum vermeintlich "großen" Fußball, den danach die Männer spielen, diesmal eben Bayern München und Werder Bremen in einer Neuauflage des Vorjahresfinals.

Die Ball tretenden Frauen finden da eher mäßige Beachtung, abgestempelt zu Randfiguren, abgeschoben ins Vorprogramm. Da widerfährt dem Frauenfußball, der in den vergangenen Jahren in Deutschland enorme Fortschritte gemacht hat, zweifellos bitteres Unrecht. Das Paradoxe dabei: Keiner mag das Endspiel der Frauen aus dem Tag des deutschen Pokals in Berlin streichen und andernorts zu einer Extraveranstaltung machen. Keiner - und keine. "Es ist das größte Ereignis, das man im deutschen Frauenfußball erreichen kann. Wann hat man schon mal so viele Zuschauer? Das gesamte Ambiente ist einfach etwas Besonderes", schwärmte beispielsweise Nationalspielerin Pia Wunderlich vom 1. FFC Frankfurt vor dem Endspiel im vorigen Jahr.

Die Frankfurterinnen münzten ihre Vorfreude am 12. Juni 1999 in Leistung um, sie gewannen den Pokal gegen den FCR Duisburg. Und wollen dieses Kunststück am Sonnabend nun wiederholen. Gegner sind dann die Sportfreunde Siegen. Ein Spiel, in dem es für beide Mannschaften nicht nur um ein Schmuckstück für den heimischen Trophäenschrank geht. Siegfried Dietrich, der Manager der Frankfurterinnen, vertritt die Ansicht: "Berlin ist die denkbar beste Plattform, um Frauenfußball in Deutschland populärer zu machen." Und weil diese Sichtweise alle Beteiligten teilen, kann Rainer Gentz, der Geschäftsführer des Berliner Fußball-Verbandes, ganz beruhigt feststellen: "Eine Ausgliederung dieses Endspiels war nie ein Thema."

Im Frauenfußball bleiben dennoch erhebliche Popularitäts-Defizite aufzuarbeiten. SF Siegen zum Beispiel, der Endspielgegner der Frankfurterinnen, lockte zum letzten Bundesliga-Heimspiel gegen Grün-Weiß Brauweiler gerade mal 100 Zuschauer hinter die Barrieren des heimischen Sportplatzes, die dann einen 2:1-Sieg der Gastgeberinnen erlebten. Im Durchschnitt sehen die Spiele der Frauen-Bundesliga etwas mehr als 400 Besucher. Fußball fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Trainerin Monika Staab vom 1. FFC Frankfurt freute sich angesichts derart trister Resonanz schon im Vorjahr mächtig darauf, dass ihre Spielerinnen sich im DFB-Pokalfinale mal "vor 10 000 bis 70 000 Zuschauern" beweisen können.

10 000 beim Anpfiff, 70 000 beim Abpfiff. Während die Frauen am frühen Nachmittag ihren Pokalsieger ermitteln, füllt sich das Stadion erst allmählich. Doch: Immer mehr Menschen kommen immer früher. Weil die vergangenen Finals mit Vorurteilen aufräumten, mithin echte Werbung für den Frauenfußball waren. Und damit ist ein wichtiger Zweck erfüllt: das Interesse wächst. Langsam, aber stetig. Da ist es eher sekundär, dass der eigene Anhang der Frauenmannschaften im Olympiastadion oft wie ein verlorenes Häuflein wirkt. Mit nur jeweils 550 Eintrittskarten werden die beiden Endspielteilnehmer am Frauenfinale abgespeist. Zum Vergleich: Die am Männer-Finale beteiligten Vereine bekommen 15 000 Karten in die Hand gedrückt.

Wichtig auch: die Endspiele der Frauen werden regelmäßig vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen live und in voller Länge übertragen. Das bringt neben erhöhter Aufmerksamkeit und Ehre auch noch einen Batzen Geld in die Kasse der beteiligten Klubs. 85 000 Mark pro Endspielteilnehmer lässt das Fernsehen springen.

Das Pokalfinale der Frauen in Berlin ist - Vorspiel oder nicht - längst zur Institution geworden. Nicole Brandebusemeyer, Spielführerin von GW Brauweiler, dem Pokalsieger von 1997, hat unlängst mal aus ihrem Erfahrungsschatz berichtet. Sie sagte: "Wer einmal in Berlin war, vergisst das nie mehr."Mehr zum Thema im Internet unter

www.DFB.de/national/DFB-Pokal

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