zum Hauptinhalt

Sport: Das elegante Talent

Boateng spielt seine erste Saison bei Herthas Profis

Kevin-Prince Boateng trägt goldene Schuhe. Mit dem Außenrist nimmt er den Ball im Strafraum an, elegant sieht das aus. Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC läuft drei Schritte auf den Torwart zu, zuckt kurz mit dem Oberkörper, täuscht einen Schuss an und versucht den Ball ins Tor zu schlenzen – mit dem Außenrist natürlich. Der Torwart des Werderaner SV hält den Ball. Boateng ärgert sich, reißt die Arme hoch, flucht.

In Herthas erstem Freundschaftsspiel der Saison, dem ersten Einsatz Boatengs bei den Profis, wollte der 18-Jährige viel, das konnte man an seiner Körpersprache sehen. Er gestikulierte, forderte die Bälle häufig. Gelungen ist dem Sohn eines Ghanaers und einer Deutschen eher wenig. Seine Mannschaft gewann gegen den in der Landesklasse (7. Liga) spielenden Werderaner FC 9:0 (5:0). Die Tore vor über 2500 Zuschauern auf dem ausverkauften Arno-Frantz-Sportplatz in Werder erzielten Yildiray Bastürk (2), Artur Wichniarek, Ellery Cairo, Ashkan Dejagah, Sejad Salihovic, Christopher Samba, Nando Rafael und Marcelinho.

Auch Boateng hätte sehr gern ein Tor geschossen. Zumal er auf seiner Lieblingsposition spielen durfte, im offensiven Mittelfeld. Dort spielte er in der Jugend immer, dort glänzte er. Boateng ist ein exzellenter Techniker. Schon mit sechs Jahren konnte er den Ball mit der Hacke über den eigenen Kopf schlagen und ihn mit dem Fuß wieder auffangen – in Gummistiefeln. Als ein Talentspäher das gesehen hatte, begann Boatengs Karriere bei Hertha. Danach durchlief er – abgesehen von einem Abstecher zu den Reinickendorfer Füchsen – sämtliche Altersklassen bei Hertha.

In der vergangenen Saison wurde Boateng dann aus der Jugend zu den Amateuren befördert und war beinahe auf Anhieb eine Stütze der Regionalliga-Mannschaft. Im defensiven Mittelfeld. In dieser Rolle fühlt sich Boateng nicht ganz so wohl, spielen soll er sie auf Wunsch von Herthas Trainer Falko Götz trotzdem. „Längerfristig ist es schon mein Ziel, wieder offensiv zu spielen“, sagt er.

„Boateng ist ein Ausnahmetalent“, sagt Götz. „Nur müssen wir ihn in in dieser Saison erst einmal an das Tempo im Profi-Fußball gewöhnen.“ Vielleicht muss sich Boateng schnell an dieses Tempo gewöhnen. Sollte Pal Dardai, der den Klub verlassen will, einen anderen Verein finden, dann wäre Boateng im defensiven Mittelfeld wohl die erste Alternative zum 33-jährigen Nico Kovac. Doch auch wenn Dardai bleiben sollte, werden Boateng gute Chancen eingeräumt. Dazu will er aber nichts sagen. Lieber redet er davon, was er an sich selbst noch verbessern muss. „Ich muss beherrschter werden.“ Eine Gelb-Rote und eine Rote Karte hat Boateng während seiner 18 Einsätze in Herthas Amateurmannschaft bekommen. „Daran muss ich etwas ändern“, sagt er noch und steigt in Herthas Mannschaftsbus. Die goldenen Schuhe hat er inzwischen gegen Badelatschen eingetauscht.

Zur Startseite