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Alle auf den Trainer. Robin Dutt (links) beglückwünscht André Schürrle zu seinem Tor gegen Valencia. Oder ist es umgekehrt? Foto: dapd

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Sport: Das Ende der Angst?

Leverkusens wundersame Wende gegen Valencia verschafft Trainer Robin Dutt eine Atempause

Es war nur allzu verständlich, dass sich Euphorie und Erleichterung im Leverkusener Stadion breitgemacht hatten. Nach dem Schlusspfiff, als das 2:1 (0:1) von Bayer 04 gegen den FC Valencia im Gruppenspiel der Champions League endgültig feststand, beglückwünschten sich die Zuschauer und die Spieler gegenseitig zu dieser Energieleistung, mit der 45 Minuten zuvor wohl nicht einmal die kühnsten Optimisten gerechnet hatten. Die Mannschaft von Robin Dutt war den Spaniern in der ersten Hälfte derart unterlegen, wie man selten eine deutsche Mannschaft in einem Spiel in der Champions League gesehen hatte. Dass sie lediglich mit einem Tor zurücklag, kam beinahe einem Wunder gleich und hatte seine Ursache vor allem in den prächtigen Reaktionen von Bayers Torhüter Bernd Leno.

André Schürrle hatte eine einfache Erklärung, wieso sich dieser Zustand in der zweiten Halbzeit entscheidend änderte: „Schlechter konnte es ja nicht mehr werden. Wir haben dann in der zweiten Halbzeit versucht, ohne zu viel nachzudenken früher anzugreifen und uns voll reinzuhauen.“ Der Nationalspieler leitete mit seinem Anschlusstreffer zu Beginn der zweiten Halbzeit die wundersame Wende ein. Sidney Sam erzielte kurz darauf den entscheidenden Treffer für die Leverkusener und rannte wie von der Tarantel gestochen zu seinem Trainer. „Ich verstehe mich gut mit ihm. Er hat es verdient“, ließ Sam die Öffentlichkeit wissen. Die komplette Mannschaft folgte dem Torschützen Sam, nur Torhüter Leno blieb außen vor. „Ich wäre auch gerne hingerannt. War mir aber dann doch zu weit“, sagte er.

Dutt hatte zuletzt einige Kritik ertragen müssen, auch aus dem Mannschaftskreis waren einige Details an die Öffentlichkeit gedrungen. „Natürlich ist es angenehm, wenn wir uns zusammen freuen, aber speziell freue ich mich für die Mannschaft“, sagte Dutt. „Ich habe sie immer in Schutz genommen, heute hat sie es zurückgezahlt.“ Die Pflicht hat die Mannschaft in diesem internationalen Wettbewerb mit nun zwei Siegen in drei Partien fraglos gemeistert. Und sie hat weiterhin gute Chancen, das Achtelfinale zu erreichen. Dennoch dürfte die erste Hälfte gegen Valencia bei den Verantwortlichen in der Nachwirkung intensive Fragen aufwerfen. Die angstähnlichen Zustände, die Mutlosigkeit und die Verunsicherung von Spielern wie Simon Rolfes oder auch Stefan Reinartz waren Sinnbild für die gesamte Aura, die die Mannschaft lange ausstrahlte.

Dutt mühte sich nach dem Schlusspfiff, seine Spieler in den Fokus zu stellen. „Ich möchte nicht als Initiator dieser zweiten Halbzeit dastehen“, sagte Bayers Trainer, der in der Pause versucht hatte, mit ruhigen Worten auf die Mannschaft Einfluss zu nehmen. Wenn es aber mal wieder schlechter laufen sollte, sei er bereit, wieder die Verantwortung zu übernehmen. Es bleibt der Eindruck, als sehe der 46-Jährige seine bisherige Arbeit in Leverkusen nicht ausreichend gewürdigt. Dennoch kostete Dutt diese „Energieleistung meiner Mannschaft“ aus verständlichen Gründen aus. Auch er dürfte noch nicht so viele Gelegenheiten gehabt haben mitzuerleben, wie eine Mannschaft sich von einem anbahnenden, beinahe desaströsen Untergang selbst befreit und innerhalb weniger Minuten eine Überlegenheit entwickelt.

„Von den Ergebnissen her spielen wir ganz ordentlich“, sagte Dutt. „Aber in manchen Phasen sind wir nicht gut.“ Noch scheint den Spielern nicht klar zu sein, wie sie die Vorgaben Dutts auf dem Feld umsetzen sollen. Eine konkrete Spielidee ist nicht erkennbar. Und auch im Binnenverhältnis scheint sich noch keine vollständige Harmonie ausgebreitet zu haben. Michael Ballack sagte: „Man sollte das nicht überbewerten, wenn mal ein Spieler zum Trainer läuft oder auch nicht.“

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