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Am Boden bleiben. Mijatovic scheint Ebert vor dem Abheben zu bewahren. Foto: dpa

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Sport: Das Ende ist nah

Mit dem Paderborn-Spiel hat Herthas Abschied aus der Zweiten Liga begonnen

Berlin - Kurz vor Ende seines Arbeitstages handelte sich Patrick Ebert noch einen strengen Verweis ein. Der Mittelfeldspieler von Hertha BSC zog den Ärger von Daniel Brückner auf sich, als er versuchte, die verbleibende Zeit locker herunterzuspielen. Nicht dass der Stürmer des SC Paderborn beim Stand von 2:0 für den Berliner Zweitligisten noch auf eine späte Wende gehofft hätte, Brückner hatte einfach Bock auf Fußball. Ebert berichtete später, dass der Paderborner Kollege zu ihm gesagt habe: „Lass uns doch noch mal die tolle Atmosphäre hier genießen und das Spiel noch ein bisschen weiterspielen!“

Die Paderborner konnten gar nicht genug bekommen. Selbst ihre Fans machten mit, als eine Viertelstunde vor Schluss die Welle durch die Ränge schwappte: 70 000 Zuschauer bei einem Spiel des SCP – das werden sowohl die Anhänger als auch die Spieler aus Paderborn nicht mehr oft erleben. Deren Trainer André Schubert folgerte aus der gigantischen Kulisse im Olympiastadion, dass die immer noch leicht abstiegsgefährdeten Paderborner unbedingt in die Zweite Liga gehörten: „Wir sind einfach eine Mannschaft, die zieht.“ Seine zweite Erkenntnis des Nachmittags kam der Realität schon etwas näher: „Hertha gehört genau da nicht hin.“ Eine Mannschaft, die 70 000 Menschen mobilisiert, „gegen einen Gegner wie uns“, hat einfach Besseres verdient.

Das Spiel gegen Paderborn könnte für Hertha in der Tat so etwas wie den Abschied aus der Zweiten Liga eingeleitet haben. „Ich hätte nichts dagegen“, sagt Trainer Markus Babbel. Es war weniger die spielerische Darbietung seiner Mannschaft, die der Spielklasse durchaus angemessen erschien; es war das Drumherum dieser Begegnung, das wie der Anfang vom Ende von Herthas Zweitligazugehörigkeit wirkte. „Nie mehr Zweite Liga!“, sangen die Berliner Fans – zum ersten Mal in dieser Saison. Und nach dem Spiel streiften sich die Spieler Motto-T-Shirts über, als wäre der Aufstieg bereits geschafft. „Hey, was fürn Lauf, die Hertha steigt wieder auf“ stand auf den Hemden, die ein Hertha-Fanklub entworfen und gestaltet hatte. Für Markus Babbel deuteten all diese Begleitumstände darauf hin, „dass die Fans sehnsüchtig auf die Erste Liga warten“. Den Spielern dürfte es kaum anders ergehen.

„Wir sehen Licht am Ende des Tunnels“, sagte Mittelfeldspieler Peter Niemeyer. „Wir standen vom ersten Spieltag an unter Druck. Wenn wir es schaffen, wäre es eine enorme Erleichterung.“ Das Spiel gegen Paderborn sollte Hertha Ansporn genug sein, die unwirtliche Umgebung endgültig hinter sich zu lassen und dann alles dafür zu tun, „dass es diesen Verein nie mehr in die Zweite Liga verschlägt“, wie Babbel sagt. Die Kulisse gegen Paderborn war bereits ein Vorgeschmack auf den großen Fußball, mit dem Unterschied, dass Hertha gegen Bayern, Schalke oder Dortmund die Eintrittskarten nicht zu Dumpingpreisen verscherbeln muss, damit das Stadion voll wird. Nicht nur für die Zuschauer sind solche Gegner attraktiver – auch für die Spieler, die sich und das Publikum gegen die ultradefensiven Paderborner doch arg quälten.

Die Begegnung war ein weiterer Beleg dafür, dass das fußballerische Niveau der Zweiten Liga in dieser Saison doch recht dünn ist. Auch deshalb führt Hertha die Tabelle souverän an. 59 Punkte hat die Mannschaft bereits erspielt. In der Vergangenheit haben 63 immer zum Aufstieg gereicht, statistisch gesehen müssten die Berliner also aus den letzten sechs Spielen nur noch vier Punkte holen. „Statistiken sind schön, und sie sagen oft die Wahrheit“, sagt Peter Niemeyer. Aber in dieser Saison, so glaubt er, würden 63 wohl nicht reichen, um auch die Relegation mit dem Drittletzten der Ersten Liga sicher zu umschiffen. Rechtsverteidiger Christian Lell warnt: „Wir dürfen nicht in die Falle tappen und sagen: Mensch, wir haben’s schon geschafft.“

Aber die Anzeichen verdichten sich, dass Herthas Verweildauer in der Zweiten Liga auf das Minimum von einer Saison beschränkt bleibt. Am Montag spielen die Berliner beim derzeitigen Tabellendritten Bochum, mit einem Sieg könnten sie auch den Abstand zum Relegationsplatz auf ein komfortables Maß vergrößern. „Jetzt müssen wir’s nur durchziehen“, sagt Trainer Markus Babbel. „Und das werden wir auch tun.“

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