zum Hauptinhalt

Sport: Das Gespür für die Möglichkeiten Deutschlands Basketballer stehen in der WM-Zwischenrunde

Von Matthias Krause Indianapolis. Die ganze Mannschaft wartete nur noch auf ihn, doch dem Lockruf von zwölf leicht bekleideten jungen Frauen konnte Ademola Okulaja nicht widerstehen.

Von Matthias Krause

Indianapolis. Die ganze Mannschaft wartete nur noch auf ihn, doch dem Lockruf von zwölf leicht bekleideten jungen Frauen konnte Ademola Okulaja nicht widerstehen. Und so ließ er sich in die Mitte der rot beschürzten Cheerleader dirigieren und wartete geduldig, bis alle Fotos geschossen waren – selbstverständlich unter dem Gejohle des zuschauenden Teams. Es geht locker-lustig zu bei den deutschen Basketballern in Indianapolis. Nach getaner Arbeit zwischen den Körben dürfen die Spieler schon mal ihren Konsumgelüsten in der nahe gelegenen Shoppingmeile nachgeben oder sich abends im Kino die Zeit vertreiben. Zwischendurch treten sie regelmäßig bei der Weltmeisterschaft im riesigen RCA Dome oder dem Conseco Fieldhouse, sonst Heimat der Indiana Pacers, auf. Bislang ziemlich überzeugend. Am Samstagabend machte die Auswahl des Deutschen Basketball-Bundes (DBB) mit einem 102:70 über Algerien den Einzug in die Zwischenrunde perfekt.

Bundestrainer Henrik Dettmann verfolgt seit Amtsbeginn 1997 das Prinzip Eigenverantwortung und lässt die Leine für die Spieler so lang, wie es bei seinen kontrollbesessenen jugoslawischen Vorgängern Svetislav Pesic und Vladislav Lucic undenkbar gewesen wäre. Das wirkt sich auch auf dem Feld aus. „Wir müssen unsere Kreativität auf den Court bringen", sagt Dettmann, „dazu bekommen meine Spieler alle Freiheiten." Gegen Algerien gelang das während der ersten Halbzeit so gut, dass auf den Tribünen schon geunkt wurde, das DBB-Aufgebot könnte den Turnier-Rekord der US-Amerikaner übertreffen, welche die Nordafrikaner im Auftaktspiel mit 50 Punkten Differenz abgefertigt hatten. Daraus wurde dann doch nichts, weil in der zweiten Hälfte der Rhythmus verloren ging und dem jungen Team wieder einmal die Konstanz fehlte.

Sich in dieser Hinsicht zu verbessern, gibt Dettmann derzeit als Lernschritt mit höchster Dringlichkeit aus. „Wir brauchen zwei gute Halbzeiten in einem Spiel, um ins Viertelfinale zu kommen“, fordert auch Dirk Nowitzki. Der Profi von den Dallas Mavericks begnügte sich gegen die Algerier mit einem Teilzeitjob und war dennoch mit 24 Punkten wiederum erfolgreichster deutscher Werfer.

Nach dem Ruhetag am Sonntag treffen die deutschen Basketballer zunächst auf Neuseeland. Am Dienstag steht Argentinien auf dem Programm, neben den USA, Titelverteidiger Jugoslawien und Spanien als der vierte Favorit gehandelt. „Die Argentinier sind schnell, beweglich, erfahren, die können alles", sagt Dettmann. Zum Zwischenrundenabschluss tritt sein Team dann am Mittwoch gegen Russland an. Auch zu dem Team hat der DBB-Trainer eine knackige Charakterstudie parat: „Russland ist Russland: Die schießen immer, treffen oft – aber hoffentlich nicht gegen uns." Wenn dann abgerechnet wird, ziehen die besten Vier der Sechsergruppe (USA, Deutschland, China, Argentinien, Neuseeland, Russland) ins Viertelfinale ein.

Da soll der Spaß für Okulaja und die anderen dann weitergehen. Die Zahl der Souvenir jagenden Cheerleader wird zweifellos mit jedem Erfolg zunehmen.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false