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Sport: Das Geständnis

Robert Hoyzer gibt zu, dass er Fußballspiele manipuliert hat und spricht von weiteren Beteiligten

Frankfurt am Main/Berlin - Was sich in der Kanzlei des Rechtsanwalts Stephan Holthoff-Pförtner in Essen abgespielt hat? Unter Tränen soll der Berliner Schiedsrichter Robert Hoyzer die Manipulation von Spielen zugegeben haben. Die Vorwürfe gegen ihn träfen zu, sagte er. In einem Interview bestätigte Hoyzer, dass er mit einem fünfstelligen Betrag von der Manipulation profitiert habe. Für den Fußball werde sein Fall ein „sehr immenses Ausmaß“ haben. Hoyzer sprach von anderen Leuten aus dem Fußball, die verwickelt seien. Anwalt Holthoff-Pförtner präzisierte, dass weitere Schiedsrichter, aber auch Spieler darunter seien.

Hoyzer will der Staatsanwaltschaft nun als Zeuge zur Verfügung stehen. Sein Geständnis war ein überraschender Schritt. Bisher ist Hoyzers Geständnis noch nicht bei der zuständigen Staatsanwaltschaft Berlin eingetroffen. Dafür ging eine zweite Strafanzeige gegen Hoyzer ein. Es handele sich dabei jedoch nur um einen „besorgten Bürger“, von dem keine Hinweise zu erwarten seien, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Dieser habe Hoyzer wegen Betrugs angezeigt. Betrug wird mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren geahndet.

Am Mittwoch hatte bereits der Deutsche Fußball-Bund (DFB) Anzeige gegen Hoyzer erstattet. DFB-Sprecher Harald Stenger sagte, die Anzeige sei wegen keinem spezifischen Delikt gestellt worden. Der Verband habe schon am Dienstag bei der Staatsanwaltschaft Braunschweig Anzeige gegen Hoyzer erstatten wollen. Da diese sich für nicht zuständig erklärte, wurde tags darauf die Anzeige bei der Berliner Staatsanwaltschaft eingereicht. Auf einen Rechtsbeistand von außen hat der DFB bislang verzichtet. „Das liegt beim Kontrollausschuss von Herrn Hilpert in guten Händen“, sagte Stenger.

Obwohl die Staatsanwaltschaft eingeschaltet ist, ermittelt auch der DFB weiter. Der DFB-Kontrollausschuss vernahm 14 Zeugen aus dem Kreis der Schiedsrichter und Assistenten. Horst Hilpert, Chef des Kontrollausschusses, sagte: „Das Geständnis bestätigt die Ermittlungen des Kontrollausschusses.“

Für Hilpert stellt sich die Angelegenheit bislang als Einzelfall dar: „Ich bin zwar kein Hellseher, aber im Moment gibt es nur ein schwarzes Schaf.“ DFB-Präsident Theo Zwanziger sagte: „Der junge Mensch Hoyzer tut mir leid. Dass er der Versuchung erlegen ist, eine kriminelle Tat zu begehen, hätte ihm lieber erspart bleiben sollen.“

Der Schiedsrichterausschuss hatte schon am Dienstag Dominik Marks als Leiter des Zweitligaspiels Alemannia Aachen gegen Ahlen abgesetzt. Die Begegnung wird Michael Weiner pfeifen. „Das ist zum Selbstschutz von Herrn Marks geschehen“, sagte Volker Roth, der Vorsitzende des Schiedsrichterausschusses. Arminia Bielefelds Sportdirektor Thomas von Heesen hatte Vorwürfe erhoben, Marks habe ebenfalls manipuliert.

Die ersten Reaktionen auf Hoyzers Geständnis waren von Fassungslosigkeit geprägt. „Mit Sicherheit wird sich ein gewisser Imageschaden ergeben, vor allem im Ausland“, sagte Oliver Bierhoff, Teammanager der Nationalmannschaft. Der ehemalige HSV-Trainer Klaus Toppmöller erwägt eine Klage auf Schadensersatz gegen Hoyzer und den DFB. „Unsere Niederlage in Paderborn war mein Anfang vom Ende als HSV-Trainer“, sagte Toppmöller. In der ersten Runde des DFB-Pokals am 21. August 2004 hatte der SC Paderborn den Hamburger SV nach 0:2- Rückstand durch zwei unberechtigte Elfmeter 4:2 besiegt. Zudem sah HSV-Stürmer Emile Mpenza wegen angeblicher Schiedsrichterbeleidigung die Rote Karte. Klaus Toppmöller war am 17. Oktober vom HSV wegen Erfolglosigkeit beurlaubt worden. „Wir gehen davon aus, dass wir die Möglichkeit erhalten, wieder in den laufenden Pokalwettbewerb einzusteigen“, teilte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann mit.

Wacker Burghausen verlangt eine Wiederholung des Zweitliga-Spiels gegen den LR Ahlen, das unter Hoyzers Leitung am 22. Oktober 2004 nach einem unberechtigten Handelfmeter 0:1 verloren ging. Ebenso will Greuther Fürth das 0:1 beim MSV Duisburg am 26. September 2004 anfechten – dem Tor war ein nicht geahndetes Handspiel vorausgegangen. Horst Kletke, der Burghausen und Fürth vertritt, erwägt eine Klage auf Schadensersatz gegen Hoyzer. „Die Wundertüte der Möglichkeiten ist voll“, sagte Kletke.

Die Affäre um manipulierte Spiele ist mit dem Geständnis nicht beendet.

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