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Sport: Das große Los

Wie sich Neuruppin auf die Bayern vorbereitet

Neuruppin – Dieses Dixieland-Festival geht in die Stadtchronik ein. So viele Menschen wie lange nicht mehr drängelten sich am Sonntag in der Innenstadt von Neuruppin, 80 Kilometer nördlich von Berlin. Getränke- und Würstchenverkäufer machten Rekordumsätze, Bands machten Stimmung ohne Pause. Die Massen strömten wegen der Vorfreude auf ein Fußball-Ereignis zusammen. Am 20. oder am 21. August spielt der MSV 1919 Neuruppin gegen den FC Bayern München. Das ergab die Auslosung der ersten Hauptrunde des DFB-Pokals.

Mehr als 200 Anhänger des Vereins hatten die Auslosung am Samstagabend vor der Großbildleinwand in der Stadiongaststätte verfolgt. „Wahnsinn, einfach Wahnsinn“, kommentierte der Chef der Geschäftsstelle des Vereins, Günter Soost. „Hier passiert etwas, dessen Wirkung wir gar nicht abschätzen können.“

In den Festtrubel auf dem Schulplatz mischte sich auch Neuruppins Bürgermeister Jens-Peter Golde. „Das ist das Beste, was unserer Stadt passieren konnte. Hoffentlich bestimmt nun nicht mehr die XY-Bande das Bild unserer Stadt.“ Tatsächlich wird der 24 000 Einwohner zählende Ort seit Monaten mit dem bislang größten Brandenburger Korruptionsskandal in Verbindung gebracht. Eine Bande, deren führende Köpfe sich nach Mafia-Methoden organisiert haben und mit Drogen handelten, besaßen Verbindungen ins Rathaus und ins Stadtparlament. Als Zeichen des Zusammenhalts gaben sie sich die Buchstabenkombination „XY“ auf den Kennzeichen ihrer noblen Karossen.

Der Hauptangeklagte im Anfang Mai eröffneten Prozess verfügte auch über Kontakte zum Neuruppiner Fußball, allerdings nicht zum Bayern-Gegner MSV, sondern zum kleineren Union-Verein. Der spielt in der Landesklasse, der MSV dagegen in der Oberliga Nordost. Vergangene Saison glückte der Sprung in die Relegation um den Aufstieg in die Regionalliga. Hier setzte sich aber Carl Zeiss Jena durch. Den Neuruppinern blieb der Gewinn des Brandenburger Pokals – und nun das große DFB-Los. In der vergangenen Saison lag der Zuschauerschnitt bei 500 Besuchern pro Spiel im heimischen Volksparkstadion. „Wir können bestimmt 8000 bis 10 000 Gäste unterbringen“, gibt sich Geschäftsstellenleiter Soost zuversichtlich. „Wir werden noch einige zusätzliche Tribünen aufstellen.“ Auf keinen Fall wollen die Neuruppiner im Pokal in eine größere Arena umziehen.

Der 1919 als Turnerbund gegründete Verein zählt rund 1000 Mitglieder in 14 Sportarten. Zu DDR-Zeiten spielte die Mannschaft in unteren Spielklassen, unter anderem als „Konsum Neuruppin“ und „Elektronik Neuruppin“. Nach der Wende kehrte das Team zum alten Namen „Märkischer Sportverein“ zurück.

Auf dem Fest gestern wurde schon über eine Sensation gegen die Bayern spekuliert. Das Spiel wird von der Mannschaft ernst genommen. Bei den ersten Bundesligaspielen wollen die Neuruppiner ihren großen Gegner in den Stadien beobachten.

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