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Sport: Das große Wechselspiel

Schalke empfängt Bremen und seinen zukünftigen Stürmer Ailton

Gelsenkirchen. Rudi Assauer hat schon viel erlebt in den 40 Jahren, in denen er inzwischen in der Branche Profifußball beschäftigt ist. Doch manchmal begegnen auch dem erfahrenen Manager des FC Schalke 04 noch Dinge, die ihn fassungslos machen. Das letzte Mal ist das am Mittwoch geschehen, als Assauer die neue Ausgabe der „Sportbild“ aufschlug: „Hassspiel“ wurde ihm da in großen Lettern entgegengeschleudert, als es um die Ankündigung des heutigen Bundesligaspiels in Gelsenkirchen zwischen Schalke und Werder Bremen ging. „Da frage ich mich doch: Spielen wir noch Fußball oder sollen wir uns erschießen?“ Als er die Contenance wieder erlangt hatte, griff Assauer flugs zum Telefonhörer und rief seinen Bremer Vorstandskollegen Manfred Müller an. Dem versicherte er, dass eine solche Diktion nicht der Denkweise seines Vereins entspreche.

Natürlich haben die Männer vom Boulevardmagazin mit ihrer Wortwahl wieder einmal schamlos übertrieben, aber auch Assauer wird nicht leugnen können, dass das Aufeinandertreffen des Revierklubs mit dem Tabellenführer von der Weser kein normales Fußballspiel ist. Zu viel ist geschehen in den vergangenen Monaten, als dass sich die beiden Kontrahenten einzig dem Geschehen auf dem Rasen zuwenden könnten. Es geht um die Spieler Ailton und Mladen Krstajic, die derzeit tatkräftig daran mitarbeiten, Werder zum wahrscheinlichen neuen Meister zu machen, in der kommenden Saison jedoch für Schalke auflaufen werden. Über die Art und Weise, wie Assauer den Deal mit dem Torjäger und dem Manndecker eingefädelt hat, haben sie sich in der Hansestadt mächtig echauffiert. Die Spieler seien hinterrücks angesprochen worden, ohne dass zuvor der Verein informiert worden sei. Ein Vorgehen, so der Bremer Vorwurf, das gegen den in der Branche üblichen Ehrenkodex verstoßen habe. „Sauerei“, schimpfte zum Beispiel Werders Manager Klaus Allofs und das Vorstandsmitglied Franz Böhmert kündigte dem ehemaligen Bremer Spieler und Manager Assauer sogar die uralte Männerfreundschaft.

Die von den Bremern angeleierte Strafverfolgung durch die Deutsche Fußball-Liga (DFL) ist längst im Sand verlaufen, mittlerweile betrachtet Assauer die Vorgänge mit einem schelmischen Grinsen: „Wir haben die Bremer doch unterstützt, indem wir ein paar Spieler von deren Gehaltsliste geholt haben.“ Ailton und Krstajic werden ihr Salär künftig im Revier verdienen, Schalkes Trainer Jupp Heynckes kann sich auf zwei Topspieler freuen. Heute hat er jedoch ein letztes Mal das Problem, dass Ailton und Krstajic auf der anderen Seite stehen. Gerade bei Ailton darf sich ein Trainer Sorgen machen, 19 Tore nach 20 Spieltagen ist eine Quote, die es nach Gerd Müller nicht mehr gegeben hat. Einen Sonderbewacher wird Heynckes auf den Brasilianer aber nicht ansetzen. „Ich halte nichts von Manndeckung“, sagt er, „aber von richtiger Zuordnung um so mehr.“

Ailtons stürmender Kollege Ivan Klasnic wird übrigens in Bremen bleiben. Er verlängerte gestern seinen Vertrag mit Werder bis 2007. Auch der Kroate war am Schalker Markt gehandelt worden. Gerüchte, die Assauer ohnehin weder hatte bestätigen noch dementieren wollen. „Wir haben Interesse an 15 Spielern in ganz Europa“, hatte Schalkes mächtigster Mann gesagt, der es jedoch wie immer abgelehnt hatte, über Einzelheiten zu reden: „Wir kommentieren keine Namen, sondern melden nur Vollzug.“

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