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Sport: Das große Zittern

Es hätte niemanden gewundert, wenn die rund 20 Trainer auf der Trabrennbahn Karlshorst schon vor ein paar Jahren resigniert hätten. Das Geschäft geht schon lange schlecht.

Es hätte niemanden gewundert, wenn die rund 20 Trainer auf der Trabrennbahn Karlshorst schon vor ein paar Jahren resigniert hätten. Das Geschäft geht schon lange schlecht. "Wir stecken viel mehr Geld in den Sport rein, als wir herausbekommen", sagt Rolf Hafvenström, einer der bekanntesten Trainer in Karlshorst. Die Liebe zu den Pferden und der Glaube, dass es irgendwie schon weitergehe, hatte die verbliebenen Trainer weitermachen lassen. Nun aber scheint es wirklich vorbei zu sein.

Am Montagabend hatte der Berliner Trabrenn-Verein (BTV) überraschend das Ende des Rennbetriebs auf der Karlshorster Bahn verkündet. Die Mitglieder hatten zuvor beschlossen, den Pachtvertrag mit der Treuhandliegenschaftsgesellschaft (TLG) statt im Jahr 2003 schon im kommenden Jahr enden zu lassen. Damit wäre der Rennbetrieb auf der Traditionsbahn beendet, denn der wird vom Trabrennverein organisiert. Auch wenn der Trainingsbetrieb auf der Bahn durch die TLG als Eigentümerin des Geländes weitergeführt wird, verschwindet wohl der Name Trabrennbahn Karlshorst aus der Öffentlichkeit. Und wie lange das Training durch den Eigentümer gewährleistet sein wird, ist offen. Denn die Trainer müssen für Rennen nach Mariendorf ausweichen. Das bedeutet aber einen größeren Transportaufwand und damit höhere Kosten. Für die Mehrheit, die nur wenige Pferde im Training hat, eine wenig lohnende Alternative.

Für den Trabrenn-Verein ist der Abschied aus Karlshorst die einzige Perspektive, um die Defizite zurückzufahren, die jedes Jahr entstehen. Vor allem der Trainingsbetrieb und der Bereich Personal verschlingen enorme Summen. Um das Jahresdefizit von 2,8 Millionen auf rund 300 000 Mark zu senken, wird es besonders beim Personal einen kräftigen Einschnitt geben. Viele Mitarbeiter in Karlshorst, die ohne die Renntage nicht mehr benötigt werden, zittern seit Montagabend um ihren Arbeitsplatz.

Erst vor vier Wochen hatte der Vereinsvorstand beschlossen, ab Anfang Januar den Rennbetrieb bis wenigstens Mitte März einzustellen. Gleichwohl betonte Präsident Hermann Gerbaulet, dass man die vertraglichen Verpflichtungen trotz einigen Unmuts über die nicht eingehaltenen Investitionen der TLG in jedem Fall erfüllen wolle. Schon damals gab es verhaltenen Widerstand aus Reihen der Trainer und Mitarbeiter. Doch jetzt bricht bei den Trainern der Unmut aus. Rolf Hafvenström erhebt gegen den Vorstand schwere Vorwürfe: "Der Vorstand hat mit dieser Entscheidung zu lange gewartet." Für ihn ist diese Entscheidung zwar nachvollziehbar, aber auch selbstverschuldet. Für ihn hat kein Vorstandsmitglied ein überzeugendes Konzept.

Hafvenström geht sogar so weit, dass er dem Vorstand vorwirft, nie ernsthaft gegen Wettbetrug vorgegangen zu sein. Der Schwede hatte sich 1996 schon einmal gegen den Vorstand gewendet und wurde daraufhin mit seinen 42 Pferden aus Mariendorf nach Karlshorst verbannt. Doch nun wird er wohl die Stadt verlassen, denn - so sein Fazit - auch in Mariendorf werde spätestens im August 2003 das Licht ausgehen. Davon will der Vorstand nichts wissen. Gerbaulet hofft mit der Reduzierung der Renntage von 130 in diesem Jahr auf 60 im kommenden und der gleichzeitigen Konzentration auf Mariendorf die Misere zu beenden.

Ingo Wolff

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