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Vorwärts immer. Mit Thorsten Fink (rechts Sportchef Arnesen) traut sich der HSV wieder was und glich das frühe 0:1 aus.Foto: dpa

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Sport: Das Herz schlägt wieder

Mit Neu-Trainer Fink erwacht der HSV, spielt aber nur 1:1 gegen Wolfsburg

Sehr selbstbewusst war Thorsten Fink am Montag bei seiner Vorstellung aufgetreten, selbstbewusst hatte er sich während der Trainingswoche geäußert, und selbstbewusst zeigte sich der neue Trainer des Hamburger SV auch nach seinem ersten Bundesligaspiel als Coach: „Wenn wir so weiterspielen, werden wir siegen und kommen da unten raus“, sagte der 44 Jahre alte Fußball-Lehrer nach dem 1:1 seines HSV gegen den VfL Wolfsburg.

Wie engagiertes Coaching aussieht, konnte man am Samstagabend schon einmal 90 Minuten lang beobachten. Nur für Sekunden saß Fink mal auf seiner Bank. Er verfolgte das Spiel lieber im Stehen, wies an, durchlebte jede Situation. „Der brennt“, hatte HSV-Profi Marcell Jansen ja schon nach einer Trainingswoche mit dem neuen Coach festgestellt. Zum vollen Erfolg reichte es aber nicht – das lag auch an dem Wolfsburger Torwart Diego Bengalio. Der Schweizer hielt stark. Die Treffer erzielten Mandzukic und Petric für den HSV zum Ausgleich. Letzter ist der HSV nun nicht mehr, und er hat beim Spiel in acht Tagen gegen den 1. FC Kaiserlautern auch gleich die nächste Chance, den ersten Heimsieg seit März 2011 zu erzwingen.

Die vielen Fotografen und Kameraleute hatten gerade von ihrem Lieblingsmotiv abgelassen, Thorsten Fink sich in die vordere Ecke seines Arbeitsbereiches gestellt, da führte der Gegner aus Wolfsburg auch schon 1:0. Eine Verkettung von Fehlern machte dem VfL den Treffer mehr als leicht – zunächst schoss Dennis Aogo den Ball dem Gegner in die Füße, dann griff er den Wolfsburger Patrick Ochs bei dessen Flanke nicht an, und sieben Meter vor dem Tor stand der Hamburger Innenverteidiger Slobodan Rajkovic hinter statt vor Mario Mandzukic. So hatte der Wolfsburger Stürmer keine Schwierigkeiten, den Ball mit dem Kopf ins Hamburger Tor zu drücken. Ein Treffer ohne Gegenwehr des HSV. So war das schöne Konzept des neuen Trainers zunächst einmal dahin, die Zuschauer mit kraftvollem Angriffsfußball von Beginn an zu begeistern. Allerdings wirkte der HSV nicht allzu beeindruckt vom Rückstand. Er spielte weiter mit Herz.

Einige Male kam Finks Mannschaft gleich gefällig vors Wolfsburger Tor. Die beste Chance der ersten Halbzeit ließ Mladen Petric aus: Sein Schuss aus zehn Metern war aber zu schwach, um den guten Diego Benaglio Tor zu schrecken. Petrics Sturmpartner Paolo Guerrero profitierte später von einem guten Zuspiel des ansonsten schwachen Marcell Jansen – dessen Pass flog genau in die Nahtstelle der Wolfsburger Innenverteidigung Thoelke/Kyrgiakos, Guerrero nahm den Ball auf, seinen Schuss mit links wehrte Benaglio ab. Der Wille war dem HSV nicht abzusprechen, einige Aktionen wurden auch mit Tempo zu Ende gespielt – aber man sah eben doch, warum die Hamburger nicht ohne Grund im Tabellenkeller frieren; einer macht immer einen Fehler.

Nach der Pause kam das Gezeigte dem versprochenen Fink-Fußball dann näher. Wach und gestaltungsfreudig zeigte sich der HSV nun, profitierte dabei auch von Wolfsburgern, die nur auf Verteidigen und Kontern aus waren. Das war doch etwas wenig gegen einen HSV, der in Petric ja immerhin einen der gewieftesten Stürmer der Liga besitzt. Wie der Schweizer den Ball nach Kacars Durchstecker in den Strafraum über Benaglio ins Eck hob, hatte Klasse. Alle Hamburger jubelten über den Ausgleich in der 56. Minute – am meisten Thorsten Fink, der Sportchef Frank Arnesen auf der Bank suchte und ihm ausgelassen auf den Rücken sprang.

Mit dem Momentum auf Seiten des HSV schwang sich sogar Problemtorwart Jaroslav Drobny zu einer tollen Parade auf, als er Mandzukics Schlenzer übers Tor wischte. Zum Ende hin wollte der stürmische HSV unbedingt gewinnen – eine Tatsache, die Fink erfreut haben wird. Die Fans dankten den Profis jedenfalls mit anhaltendem Applaus für eine beherzte Leistung.

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