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Sport: „Das ist keine blinde Nibelungentreue“

Albas Vizepräsident Baldi über den Vertrag für Trainer Mutapcic

MARCO BALDI (41)

ist Vizepräsident

von Alba Berlin. Der

Basketballmeister der Jahre 1997 bis 2003 spielt heute (15 Uhr, Schmeling-

Halle) gegen Bamberg.

Foto: dpa

Herr Baldi, bei anderen Vereinen stünde nach einem der schwächsten Auftritte der Vereinsgeschichte wie Albas Pokal-Aus gegen Frankfurt der Trainer zur Diskussion. Sie hingegen kündigen genau jetzt an, den Vertrag mit Emir Mutapcic zu verlängern.

So eine Zusammenarbeit kann man nicht nach einem Spiel in Frage stellen. Wir haben Mutapcic schon vor einigen Wochen signalisiert, dass wir die Zusammenarbeit verlängern wollen, und dazu stehen wir.

Beim Pokal-Aus hat die Einstellung der Spieler nicht gestimmt – dafür ist der Trainer zuständig.

Natürlich, auch der Trainer. Aber ich bin kein Freund von dem Reflex, der besagt, jetzt muss ein neuer Kopf her oder ein alter Kopf rollen, auf dem Spielfeld oder außerhalb. Eine Mannschaft kann dauerhaft auf höchstem Niveau spielen, wenn jeder bei sich anfängt und seinen Teil beiträgt.

Erreicht Mutapcic das Team überhaupt noch?

Ja. Aber wir haben erhebliche Schwankungen, die schwer zu erklären sind. Wir haben in Treviso katastrophal gespielt, und drei Tage später gegen Köln waren wir gut.

Abnutzungserscheinungen in Zusammenarbeit mit dem Trainer wären ganz normal nach all den Jahren. Mutapcic ist seit 1991 im Verein, erst als Spieler, jetzt als Trainer.

Die Frage ist: Ist man überzeugt von der Arbeit des Coaches, von seinen Visionen und Methoden? Wir stehen zu diesem Trainer. Das tun wir nicht erst in schweren Zeiten, das haben wir auch vorher schon getan.

Obwohl auch die Europaligasaison mit drei Siegen in 14 Spielen nicht glorreich war.

Da gibt es eine gewisse Vergangenheitsverklärung. Es ist nicht so, dass wir, bevor Mutapcic Cheftrainer wurde, in der Europaliga immer unter den besten Teams waren. Auch da sind wir zerrissen worden. Wir sind nicht zufrieden mit den letzten Jahren Europaliga, aber es gab auch schon Jahre davor, mit denen wir auch nicht zufrieden waren.

Irgendetwas muss passieren – fliegt anstelle des Trainers dann ein Spieler?

Ich weiß nicht, ob der Trainer nie zur Disposition stehen wird. Das ist kein Gesetz. Natürlich wird genau geschaut, was der Trainer macht. Das ist keine blinde Nibelungentreue unabhängig von den Resultaten. Und es geht hier auch nicht um irgendwelche Männerfreundschaften.

Zum Saisonende laufen viele Verträge aus.

Das ist heute kein Thema. Wir kämpfen zusammen, und dabei hat man nicht irgendwelche Zukunftspläne im Kopf. Wir haben nur noch die Bundesliga und wollen Meister werden. Die Spiele, die vor uns liegen, müssen wir so spielen, als seien sie die letzten. Man muss Ruhe bewahren, aber sehr deutlich machen, was alles auf dem Spiel steht.

Erstaunlich, dass die Spieler das nicht selber wissen.

Es gibt in jeder Mannschaft der Welt Phasen, da muss man das klar machen. Wenn man eine Person oder Methode hätte, die hundertprozentigen Erfolg garantiert, gäbe es keinen Sport mehr. Dann wüsste jeder, wie es geht, und es gäbe nur Unentschieden.

Mit einer Leistung wie gegen Frankfurt wird Alba in den Play-offs nicht weit kommen.

Dem ist nichts hinzuzufügen.

Das Gespräch führte Helen Ruwald.

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