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Schlechte Haltung. HSV-Trainer Thorsten Fink und Mladen Petric.

© dapd

Das kostet: Der HSV führt im Abstiegskampf Geldstrafen ein

Am Freitagabend tritt der abstiegsbedrohte Hamburger SV beim VfL Wolfsburg an. Das kann je nach Verlauf entweder teuer für die Spieler werden oder zusätzlich Geld einbringen.

Als Retter von außen hat Thorsten Fink damals im Herbst einen frischen, überzeugenden Eindruck gemacht. Nun müht er sich, selbst ein Teil der Misere zu sein. Manchmal wirkt der Trainer des Hamburger SV, als könne er den Absturz auf Tabellenplatz 14 selbst nicht erklären, als dächte er ständig: „Wir sind doch viel zu gut, um abzusteigen!“ Womöglich war sich Fink noch vor drei Wochen nach dem 1:1 in Mönchengladbach selbst schon sicher, dass der HSV die Saison ungefährdet würde zu Ende spielen können. Oder er hat nicht für möglich gehalten, dass seine Abwehrspieler solche haarsträubenden Fehler produzieren.

Was der HSV am Freitag beim Auswärtsspiel in Wolfsburg vorführen möchte, ist eine Abwehr, die ihren Namen verdient. Nach 13 Gegentoren in den vergangenen vier Spielen gibt es im gesamten Klub die Sorge, dass diese Defensive nicht reicht, um erstklassig zu bleiben. Beim Spiel in Wolfsburg sollen die zurückkehrenden Dennis Aogo, Marcell Jansen und Heiko Westermann Stabilität bringen. Die Trainingswoche über hat Fink das Abwehrverhalten üben lassen. Vor allem bei ruhenden Bällen des Gegners ist der schläfrige HSV nur bedingt abwehrbereit – 22 Gegentore, das sind die meisten der Bundesliga. Auf der anderen Seite sind die Hamburger bei eigenen Eckbällen oder Freistößen besonders ungefährlich. Jetzt soll es Geld für die Mannschaftskasse geben, sollte es Thorsten Finks Profis gelingen, einen Treffer nach Freistoß oder Eckball zu erzielen. Ein Belohnungsmodell, das man eher im Jugendfußball beim Klub um die Ecke vermuten würde als beim einzigen immer in der Liga verbliebenen Gründungsmitglied der Bundesliga. Aber es gibt auch eine bestrafende Komponente: Fliegt der Ball nach einer Standardsituation des Gegners ins Hamburger Netz, sollen die Profis zahlen. Der Mannschaftsrat hat zugestimmt.

Vielleicht aber hätte eine Veränderung der taktischen Ausrichtung mehr Aussicht auf Erfolg als ein Griff in die Kiste mit den psychologischen Hilfsmitteln. Thorsten Fink möchte seine Mannschaft offensiv sehen, angriffslustig, mit klar konturiertem Fußball. Leider fehlen ihm die Akteure für diese Spielweise. Solange der langsame David Jarolim der so genannte Umschaltspieler ist, der gleichzeitig Bälle gewinnen und nach vorn befördern soll, ist es trotz der Formstärke des Tschechen schwer, den Gegner unter Druck zu setzen – weil in Petric, Ilicevic und Jansen auch fast alle Offensivspieler zu schwach nach hinten agieren, klafft oft eine Lücke zwischen Mittelfeld und Angriff. Der Gegner kann die mittlere Zone meist zügig durchschreiten. Nun gebe es eine Variante, das zu verhindern: Die stolze eigene Spielidee für ein paar Wochen vergessen, versuchen, aus einer sehr defensiven Grundhaltung lange ohne Gegentor zu bleiben. Doch Fink will das nicht. Er sagt: „Unsere Spielweise bleibt so, dass wir das Spiel bestimmen wollen.“

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