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Hand in Hand. Albas Basketballprofis haben derzeit sichtlich Spaß an ihrer Arbeit.

© picture alliance / dpa

Das Lachen ist zurück: Warum Alba Berlin so erfolgreich ist

Alba Berlin hat 13 der letzten 14 Spiele gewonnen, eilt von Sieg zu Sieg. Am Freitag können die Basketballer Bundesliga-Tabellenführer werden. Dabei hilft ein kleiner verschworener Kader, der aber auch ein Risiko ist.

Marco Baldi macht etwas, das er vor Monaten noch seltener getan hat. Es klingt zunächst etwas heiser, doch dann bahnt es sich den Weg aus der Bauchgegend und entfaltet sich schließlich rhythmisch im Raum – er lacht. „Besser könnte es im Moment nicht sein“, sagt der Geschäftsführer von Alba Berlin. „So etwas kann man im Sport sonst eher selten sagen.“

Er hat allen Grund dazu: Die Berliner haben von den vergangenen 14 Pflichtspielen nur eines verloren und 13 gewonnen, dabei Schwergewichte wie Bamberg oder Bayern München geschlagen und sich am Dienstagabend als Gruppenerster für die Zwischenrunde im Eurocup qualifiziert. „Die Mannschaft zeigt derzeit das, was wir uns vorgestellt haben“, sagt Baldi. Dass es so gut laufen würde, konnte man sich vor zwei Monaten nicht so richtig vorstellen. Da hatte Alba mit neuem Trainer und vier neuen Spielern gerade die Europaliga-Qualifikation verpasst und zwei der ersten drei Bundesliga-Spiele verloren. Das Zusammenwachsen des Teams schien zu dauern, bevor es sich schlagartig beschleunigte.

Wenn man nach den Gründen für den Erfolg fragt, ist man bei Gordon Herbert an der falschen Adresse. „Ich kann dazu gar nicht so viel sagen, ich weiß nicht mal, wie unsere Bilanz aktuell aussieht“, sagt der Coach. Er sieht sein Wirken als einen Weg zum entfernten Ziel der Meistermannschaftswerdung. Wenn jeder Zuhörer einen Cent erhalten würde, dafür, dass Herbert das Wort „Prozess“ verwendet, hätte der Kanadier mehr Millionäre hervorgebracht als Günther Jauch. „Wir rebounden besser, wir verteidigen besser, wir führen die Offensive im Halbfeld besser aus“, sagt der 52-Jährige. Es sind die Details des Basketballs, die ihn interessieren.

Doch bei Alba geht es derzeit vor allem um das Gefühl. „Man spürt die Spielfreude und den Willen“, sagt Baldi. „Das ist das, was wir uns erhofft haben.“ Dass sich die Spieler gut verstehen, war schon vergangene Saison der Fall. Nun aber „versteht jeder den Sinn und weiß, warum er etwas tut“, sagt Baldi. „So entsteht Freude. Gordie erreicht nicht nur die Köpfe der Spieler, sondern auch die Herzen.“

Das liegt zum einen daran, dass sich Alba dies Jahr nicht zum Favoriten, sondern zum Herausforderer erklärt hat. Statt den Status zu verteidigen, sehen sich die Spieler nun als Teil eines, ja, eines Prozesses, an dessen Ende spätestens 2013 die Meisterschaft stehen soll.

Dazu kommt die klare Rollenverteilung der Mannschaft. Wenn man ehemalige Spieler Herberts befragt, dann sagen sie, dass der Coach es hinbekomme, dass jeder seine Aufgabe fürs Team lieben lerne. „Es gibt in einem Team Starspieler, Rollenspieler und Entwicklungsspieler“, erklärt Herbert, warum er Basketball als Rollenspiel versteht. „Nicht jeder muss es mögen, aber ich versuche jedem Spieler zu erklären, warum er wichtig ist für die Mannschaft.“ Er lasse zwar niemanden zehn Minuten spielen, damit er sich besser fühle, aber setzt auf Verständnis. Das hat er derzeit bei allen Spielern, außer vielleicht bei Lucca Staiger, der oft nicht Teil der Neun-Spieler-Rotation ist.

Auch der kleine Kader trägt seinen Teil bei. „Eine zu große Breite kann auch für Unklarheit in einem Team sorgen“, sagt Baldi und nennt aktuell Bayern München als Beispiel, während Bamberg in den letzten Jahren von einem kleinen, verschworenen Kader profitierte. Das kann bei Verletzungen jedoch problematisch werden. „Wir sagen jetzt aber nicht, dass wir noch einen Spieler holen, um vorzubauen.“ Dabei kommen noch große Aufgaben auf Alba zu. In der Eurocup-Zwischenrunde treffen die Berliner ab Januar auf Lokomotiv Kuban, Lietuvos Rytas Vilnius und Treviso. Und in der Bundesliga können die Berliner mit einem Sieg gegen Ulm am Freitag Tabellenführer werden. Das sage zwar wie die aktuelle Form noch nicht so viel aus, aber „jeder Spieler investiert viel und würde das gerne wiedergespiegelt sehen. Und der Spiegel ist eben die Tabelle.“ Man kann eben auch lachen, wenn man in den Spiegel schaut.

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