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Sport: Das Leben in Akten

Über die Leiden des Radsportlers Lötzsch

Als Wolfgang Lötzsch im März 1992 seine Stasi-Akte einsehen will, geht er davon aus, dass sich die Angelegenheit schnell erledigen lässt. Lötzsch erkundigt sich am Telefon, bis wann denn die Gauck-Behörde geöffnet sei. „Wir schließen um vier Uhr.“ „Dann komme ich um halb vier vorbei.“ Am nächsten Tag werden ihm in der Behörde vier Ordner mit 1500 Seiten Papier auf den Tisch gelegt. Sein Leben. Wolfgang Lötzsch war eines der größten Radsporttalente der DDR, vielleicht sogar das Größte überhaupt. Der Chemnitzer Lötzsch hätte Weltmeister werden können, Olympiasieger - die DDR hat ihn nicht gelassen. Weil er als politisch unzuverlässig galt und nicht in die SED eintreten wollte. Philipp Köster, Chefredakteur des Fußballmagazins „11 Freunde“, hat jetzt Lötzschs Geschichte aufgeschrieben. Sein Buch ist keine Biografie im eigentlichen Sinne (sonst würde wenigstens an einer Stelle erwähnt werden, wann Lötzsch geboren wurde), es ist die spannende und - im wahren Sinne des Wortes - aufregende Geschichte eines leidenschaftlichen Sportlers, der sich gegen einen ganzen Staat auflehnt, weil er erfolgreich Rad fahren will. Der bespitzelt wird, verhaftet, gedemütigt - und doch nie gebrochen.

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