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Sport: Das Lob der Erkenntnis

Nach Herthas Trainingslager deutet sich an, mit welcher Mannschaft Trainer Stevens in der neuen Saison spielen will

Tschagguns. Huub Stevens ist in der vergangenen Woche auf dem Fußballplatz vom Fernsehen interviewt worden. Aus der Ferne hat sein Assistent Holger Gehrke den Vorgang beobachtet und dem Reporter zugerufen: „Du musst ihn fragen, welche Erkenntnisse er aus dem Training gezogen hat.“ Dann hat er laut gelacht. Trainer Stevens mag es nämlich nicht, wenn er nach Erkenntnissen gefragt wird, nicht nach einem Testspiel, nicht nach einer Trainingseinheit und auch nicht nach dem kompletten Trainingslager, das für die Spieler von Hertha BSC heute zu Ende geht. In Tschagguns wollte Stevens keine Erkenntnisse gewinnen, sondern die Mannschaft konditionell und taktisch fit machen für die Bundesliga. Erkenntnisse gibt es trotzdem.

Tor: Im Testspiel gegen Sparta Prag stand Christian Fiedler im Tor. Das heißt nichts. Fiedler mache im Moment den frischeren Eindruck als Gabor Kiraly, sagt Stevens, „aber das kann doch auch nicht anders sein“. Herthas Stammtorhüter hat sich kurz vor dem Urlaub einen Muskelfaserriss in der Wade zugezogen, deshalb konnte er das von Stevens verordnete Ferientrainingsprogramm nicht absolvieren. „In meinen Augen ist Gabor die Nummer 1“, sagt Stevens. Er vertraut auf die natürliche Entwicklung eines Torhüters, der mit 27, 28 Jahren seine stärkste Zeit habe: „Für Gabor kommen die besten Jahre jetzt.“

Abwehr: In der Abwehr wird Stevens mit der Viererkette spielen. In keinem Mannschaftsteil ist das Angebot an qualifizierten Kräften so groß wie in der Verteidigung. Wenn – wonach es aussieht – Arne Friedrich, Dick van Burik, Josip Simunic und Michael Hartmann die Viererkette bilden, finden sich auf der Bank ein aktueller A-Nationalspieler (Marko Rehmer) und zwei U-21-Nationalspieler (Denis Lapaczinski und Alexander Madlung) wieder.

Mittelfeld: Bei den Spielen im Trainingslager durfte der 19 Jahre alte Alexander Ludwig fast immer das Leibchen der vermeintlichen A-Mannschaft tragen. Ludwig ist ein Mann mit Zukunft. Seine Schusstechnik, die Kraft und Präzision vereint, ist schon jetzt besser als die Marcelinhos. Sein größter Vorzug könnte sein, dass er mit beiden Füßen gleich stark ist, also sowohl im linken als auch im rechten Mittelfeld eingesetzt werden kann. Bessere Chancen scheint Ludwig im Moment auf der linken Seite zu haben, auf der Bart Goor beim 0:2 gegen Sparta wie in der Rückrunde der vergangenen Saison orientierungslos umherhuschte wie ein bleiches Gespenst. Trainer Stevens äußerte sich nach der Begegnung ausgesprochen negativ über die Leistung des Belgiers. Auf der rechten Seite durfte gegen Sparta Thorben Marx spielen – allerdings nur, weil Niko Kovac mit einer Beckenprellung verletzt fehlte. Der kroatische Nationalspieler hat seinen Platz im Vierer-Mittelfeld ebenso sicher wie Pal Dardai vor der Abwehr und Marcelinho hinter den Spitzen.

Sturm: Nirgendwo manifestiert sich der personelle Wandel bei Hertha so sehr wie im Sturm. Von der Stammbesetzung der vergangenen Saison ist keiner mehr übrig geblieben. Michael Preetz arbeitet jetzt im Management des Vereins, Alex Alves pflegt seine Allüren inzwischen wieder in seiner Heimat Brasilien. Die Rolle von Preetz wird Fredi Bobic übernehmen, ein klassischer Strafraumstürmer, der in der vorigen Saison 14 Tore erzielt hat. Neben, hinter und um Bobic herum könnte Artur Wichniarek spielen, der anders als Alves die für seine Rolle unerlässliche taktische Disziplin aufbringt. Dahinter mühen sich der Brasilianer Luizao und der Angolaner Nando Rafael. Luizao ist Weltmeister, schoss in der vergangenen Saison ganze zwei Tore. So viele schoss auch der talentierte Nando – allerdings in einem Spiel.

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