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Sport: Das Märchen geht weiter

Griechenland schlägt die favorisierten Tschechen 1:0 n.V. und steht im Finale

Bereits fünf Minuten vor der Pause senkte Pavel Nedved den Kopf und weinte. Der Regisseur der tschechischen Nationalmannschaft wollte nicht wahrhaben, dass er die verbleibende Spielzeit von der Auswechselbank miterleben muss. Er, der eigentlich dazu auserkoren war, die entscheidende Figur im Halbfinale zwischen Tschechien und Griechenland zu werden, musste mit einer Knieverletzung ausscheiden. Diese Partie sollte griechische Helden haben. Der Grieche Troianos Della schoss in der 105. Minute der Verlängerung das Silver Goal zum 1:0-Erfolg über Tschechien. Griechenland spielt nun am Sonntag im Endspiel gegen Gastgeber Portugal. Trainer Otto Rehhagel sagte: „Es ist unglaublich, das Märchen geht weiter.“

Zu Beginn hatten die favorisierten Tschechen sein Team gehörig unter Druck gesetzt. Der tschechische Mittelfeldspieler Tomas Rosicky schickte schon in der zweiten Minute einen Ball aus 20 Metern auf das Tor von Antonis Nikopolidis. Der griechische Keeper hatte Glück, dass der Schuss nur an die Querlatte prallte. Sehr viel näher sollten die Tschechen in der ersten Halbzeit einem Treffer allerdings nicht mehr kommen. Zwar drang Marek Jankulovski in der fünften Minute in den Strafraum der Griechen ein, und schoss aus spitzem Winkel, doch Nikopolidis rettete zur Ecke. Später schoss der tschechische Verteidiger erneut auf das Tor der Griechen, erneut rettete der Torhüter. Doch das war bereits die Phase, in der die Griechen etwas besser in das Spiel gekommen waren.

Die Griechen boten das gewohnte Bild bei dieser EM. Sie verteidigte intensiv und stürmte nur gelegentlich zu Kontern über die Mittellinie. Keine schöne Taktik, aber effektiv. Nach einer halben Stunde führte sie dieser Weg im Halbfinale sogar unmittelbar vor das tschechische Tor, doch der Torhüter Petr Cech hielt mit den Fingerspitzen den Schuss von Zisis Vryzas.

Die zweite Halbzeit musste der tschechische Spielmacher Pavel Nedved bereits von der Ersatzbank aus betrachten. Eine dicke Bandage umhüllte sein rechtes Knie. Der Mittelfeldspieler von Juventus Turin hatte sich in der 39. Minute in einem Zweikampf verletzt. Wie sehr Nedved fehlte, machte sich schnell bemerkbar. Zwar hatte das Team von Karel Brückner erneut die erste Chance. Der 2,02 Meter große Jan Koller köpfte nach einer Flanke seinen Mitspieler Milan Baros an, von dessen Kopf der Ball ins Aus prallte. Doch danach konnten sich die Tschechen keine zwingenden Tormöglichkeiten erspielen.

Plötzlich witterten die griechischen Spieler ihre Chance. Vorsichtig näherten sie sich dem tschechische Tor. Nach einer Flanke von Georgios Karagounis köpfte der griechische Stürmer Angelos Charisteas den Ball aus sechs Metern, und Petr Cech musste sich sehr mühen, den Ball noch abzuwehren.

Die Schlussphase gehörte wieder den Tschechen. In der 80. Minute boten Tomas Rosicky und Jan Koller den bis dahin schönsten Spielzug. Die Mannschaftskollegen spielten sich den Ball per doppelten Doppelpass zu, Jan Koller zog aus 16 Metern ab – doch der Ball strich knapp am linken Pfosten vorbei. Zwei Minuten später schoss auch Milan Baros nach einer Einzelleistung mit links den Ball am Tor vorbei. Es war in diesem Spiel die gefährlichste Szene des besten Torschützen des EM-Turniers.

In der Verlängerung bekamen die Griechen das Spiel in den Griff. Erst hatte Cech Glück, dass der eingewechselte Stylianos Giannakopoulos seinen Ausflug an die Strafraumkante nicht mit einem Treffer bestrafte. Doch das Beste hatten sie sich zum Schluss der ersten 15 Minuten der Verlängerung aufgehoben. Nach einem Eckball köpfte der Libero Traianos Dellas den Ball aus kurzer Entfernung in das Tor. Es dauerte nur noch einige Sekunden, dann pfiff Schiedsrichter Pierluigi Collina ab. Griechenland steht völlig überraschend im EM-Finale.

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