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Sport: Das Monster und die Schwalbe

Dortmund muss einen umstrittenen Platzverweis hinnehmen und unterliegt dem FC Sevilla 0:1

Ein Mal zeigte das Monster die Krallen, das reichte. Das Ungeheuer hieß FC Sevilla, und der war von Borussia Dortmunds Trainer Jürgen Klopp als „absolutes Monster“ der Europa-League-Gruppe J bezeichnet worden. Am Donnerstagabend unterlagen die Dortmunder diesem FC Sevilla vor 49 100 Zuschauern im heimischen Stadion 0:1 (0:1), obwohl sie das Spiel weitgehend dominiert hatten. Es war ein Rückschlag für die Borussia, die davor in den zehn Pflichtspielen dieser Saison neun Siege eingefahren hatte.

Nach dem Abpfiff atmete Sevillas neuer Trainer Gregorio Manzano, seit Wochenbeginn im Amt, erst einmal durch: „Wir haben sehr gelitten, das war ein ganz hartes Stück Arbeit gegen den größten Konkurrenten in der Gruppenphase.“ Kollege Klopp hatte trotz der Niederlage „einen spektakulären Fußballabend“ erlebt: „Meine Mannschaft hat ein wirklich großartiges Spiel gezeigt.“

Die Gastgeber machten zu Spielbeginn das, was sie in dieser Spielzeit schon so oft mit Erfolg exerziert hatten: den Gegnern mit hoher Laufarbeitschaft beeindrucken. Erst allmählich gelang es den Spaniern, mehr Ruhe ins Spiel zu bringen und die Defensivbemühungen zu ordnen. Doch immer, wenn Klopps junge Mannschaft das Tempo hoch hielt und das Spiel in die Breite zog, ergaben sich gute Gelegenheiten. Doch obwohl zweimal Lucas Barrios und ein Mal Shinji Kagawa mit dem Kopf zur Stelle waren, blieb der Torjubel aus. Und auch als Barrios nach einem schweren Abwehrfehler des FC Sevilla frei durch war, vermochte der Mann aus Paraguay den Ball nicht im Tor zu versenken.

Viel mussten sich die Gastgeber nicht vorwerfen lassen, außer, dass sie aus ihrer Überlegenheit zu wenig Kapital geschlagen hatten. Statt in Führung zu gehen, bekamen sie das Tor des Abends: In der dritten Minute der Nachspielzeit der ersten Hälfte war Luca Cigarini nach einem Freistoß zur Stelle. Ein Abstauber mit rechts, und der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt. Wieder einmal hatte sich die alte Fußballweisheit bestätigt, nach der es sich rächt, wenn ein Team mit seinen Chancen allzu verschwenderisch umgeht.

In der zweiten Hälfte gab es statt des erhofften Sturmlaufs den nächsten Rückschlag: Marcel Schmelzer, der bereits Gelb gesehen hatte, musste vom Feld, nachdem er in hohem Tempo zu Fall gekommen war. Schiedsrichter Michael Leslie Dean aus England hatte eine Schwalbe gesehen. Eine äußerst harte Entscheidung, denn der Außenverteidiger war abgehoben, um von seinem Gegner nicht umgerammt zu werden. Klopp war fassungslos: „Wie man auf die Idee kommen kann, da auf Schwalbe zu entscheiden, ist absolut wahnsinnig!“ Von nun an bekam der Unparteiische bei jedem Pfiff die geballte Wut des Dortmunder Publikums zu spüren. Dass Dean auch die zweite knifflige Szene gegen den BVB wertete, weil er bei einem spanischen Abwehrversuch im Strafraum kein Handspiel sondern eine Abwehr mit der Brust sah, erhitzte die Gemüter zusätzlich. Der Engländer bekam als Dank nach Spielende diverse Gegenstände hinterhergeworfen.

Während die Fans vor Wut schäumten, versuchten die Dortmunder Spieler, die Begegnung trotz Unterzahl zu drehen. Tatsächlich bekamen sie das Spiel nach etlichen hektischen Szenen wieder in den Griff. Kagawa wurde von Barrios herrlich freigespielt, traf jedoch nur den Pfosten. Zehn Dortmunder rannten weiter tapfer an, brachten ihren Gegner jedoch trotz ihres aufopferungsvollen Engagements nicht entscheidend ins Wanken. Dortmunds junge Mannschaft hat vorgeführt bekommen, wie rau der Wind im internationalen Wettbewerb wehen kann.

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