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Sport: Das neue Glück des Herrn Pardo

Der Mexikaner ist der Stratege des VfB

Stuttgart - Manchmal bastelt sich Pavel Pardo seine eigene Welt. „Jetzt sind wir daheim drei Frauen – und ich“, sagt er. Er lacht. „Ich bin der König.“ Das sieht im Alltag wirklich so aus. Auf den Wiesen vor dem Neuen Schloss in Stuttgart sitzen die Pardos und genießen. Herr Pardo träumt vor sich hin. So lange, bis entweder seine 18 Monate alte Tochter ruft oder seine Frau ihn weckt. Nach solchen Ausflügen erzählt Pardo gern von seinem neuen Glück: „In Stuttgart kann ich spazieren gehen, was ich in Mexiko nicht kann. Denn dort weiß ich nie, wenn jemand auf mich zuläuft, ob er ein Autogramm, mich überfallen oder beides gleichzeitig will.“

Pardo erlebt in Stuttgart eine neue Dimension an Lebensqualität. Das erzählt er den Journalisten, die aus Mittelamerika anreisen, um ihn zu interviewen. Acht Fernsehteams kamen vorige Woche. Mexiko ist stolz. Noch nie war ein Mexikaner Deutscher Meister im Fußball. Nun sind es gleich zwei. Ricardo Osorio und Pavel Pardo vom VfB Stuttgart.

132 Länderspiele hat Pardo für Mexiko bestritten. In seiner Heimat ist er eine Größe wie Hugo Sanchez oder Rafael Marquez. Der VfB hat im Sommer 2,5 Millionen Euro für den Mann bezahlt, der den vermeintlich unersetzlichen Zvonimir Soldo ersetzen sollte und das nach wenigen Wochen geschafft hat. Man wolle Soldo nicht zu nahe treten, sagt Stuttgarts Manager Horst Heldt, „aber von ihm spricht hier keiner mehr“. Es hatte schon perfekt angefangen. Obwohl Pardo und Osorio bei der WM für Mexiko gespielt haben, verzichteten sie auf einen Teil ihres Urlaubs, um die gesamte Saisonvorbereitung mit dem VfB zu bestreiten. „Das hat ihnen Respekt eingebracht“, sagt Kapitän Fernando Meira. Trainer Armin Veh findet es „beeindruckend, wie schnell sie sich hier zurechtgefunden haben, in einer anderen Kultur und in einer neuen Liga“.

Heute ist der 30 Jahre alte Pardo Chef der Stuttgarter Mannschaft. Seinen Platz hat er im Zentrum des VfB-Spiels, tief im defensiven Mittelfeld, mit viel Raum vor sich. „Über die Position läuft fast jeder Ball. Du bist mittendrin, man kann ein Spiel analysieren und Einfluss nehmen“, sagt Pardo. Er könne ein Spiel perfekt lesen, lobt Trainer Veh. Und nicht nur das. Veh: „Er steckt mit seiner Offenheit und seinem Optimismus alle an.“ Auch Stürmer Mario Gomez lobt den Kollegen: „Er ist der Motor unserer Mannschaft, aber es ist wie bei einem Auto: den Motor sieht man von außen nicht.“

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