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Sport: Das orange Kap

70 000 Holländer werden zum Halbfinale erwartet

Helen Zille gilt als resolute Frau. Auf Betreiben der Oberbürgermeisterin von Kapstadt werden in absehbarer Zeit viele bekannte Straßennamen der Stadt verschwinden. Jan Smuts Drive, Hans Strydom Avenue oder Jip de Jager Street wird es schon bald nicht mehr geben – stattdessen werden sie Dullah Omar Drive, Albert Luthuli Avenue oder Dulcie September Drive heißen. Denn warum an einen wie den Staatsmann und General Jan Christiaan Smuts erinnern, der anfangs des Jahrhunderts maßgeblich für die Entstehung der Apartheid verantwortlich war? „Wir werden diesen Prozess sehr vorsichtig angehen“, hat die Oberbürgermeisterin versprochen. Die holländische Besiedlung hat eine Menge leidvolle Kapitel geschrieben.

Doch wenn nun wieder niederländische Fußballfans in Scharen in die Stadt strömen und „Die Kaap ist Hollands vanaand!“ über Straßen und Partymeilen grölen, dann ist das auch für Helen Zille kein wirkliches Problem. Übersetzt heißt das zwar ungefähr, das Kap befinde sich in holländischer Hand und der uralte Song geht tatsächlich auf die burische Übernahme zurück, doch es gibt Zeiten, da ist Party wichtiger als Politik. Besonders wenn gerade Fußball-WM ist. Der orange Wahnsinn darf mit Billigung der Bürgermeisterin also weitergehen. Fast 70 000 niederländische Sympathisanten werden am Dienstag in der Tafelbucht erwartet, wenn die Niederlande gegen Uruguay das erste Halbfinale bestreiten.

Spätestens nach der 2:1-Sensation im Viertelfinale gegen Brasilien ist der Schulterschluss zwischen Anhängerschaft und Mannschaft vollzogen. „Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht“, sagt Trainer Bert van Marwijk, „wir haben eine Mission zu erfüllen und wollen Weltmeister werden, aber das nächste Spiel ist ein ganz gefährliches. Die Spieler von Uruguay sind große Kämpfer und Überlebenskünstler.“

Während den Südamerikanern ihr „Handspieler“ Luis Suarez fehlt, muss der Bondscoach zwei gelbgesperrte Defensivspieler ersetzen. Für Gregory van der Wiel dürfte wohl Khalid Boulahrouz vom VfB Stuttgart rechts verteidigen, für Nigel de Jong wird vermutlich Demy de Zeeuw von Ajax Amsterdam die Doppel-Sechs mit Mark van Bommel bilden. Das Selbstvertrauen wird durch die Umstellungen kaum gemildert. „Dieses Team ist reif, es hat ein System verinnerlicht“, glaubt van Marwijks Assistent Frank de Boer, „wir können jetzt ein Spiel auch schlecht beginnen und doch siegen.“ Dirk Kuyt, der Offensivmann vom FC Liverpool, glaubt: „In dieser Gruppe steckt so viel. Wir wollen mehr. Wir wollen alles.“ Und das Kap wieder ganz in Orange tauchen. Zumindest einmal noch am Dienstag. Frank Hellmann

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