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Sport: Das Problem der inneren Leere

Alba kämpft derzeit vor allem gegen sich selbst

Berlin - Wenn man den Begriff „empty moments“ googelt, stößt man auf Poesie, Selbstfindung und Buddhismus. Innere Leere als Bedrohung oder als Luxus. Aleksandar Nadjfeji ist bislang weder als Poet noch als Anhänger von Meditation öffentlich in Erscheinung getreten. Doch der serbische Basketballprofi von Alba Berlin hat die „leeren Augenblicke“ mit neuen Inhalten gefüllt : Nadjfeji meint damit die Sekunden oder Minuten, in denen „uns das Spiel entgleitet“, die Konzentration aussetzt, der Gegner zum Wurf kommt und schon verloren geglaubte Spiele fast oder tatsächlich dreht.

So wie am Sonnabend in Braunschweig, als der Deutsche Meister zwischenzeitlich 14 Punkte Vorsprung hatte und in letzter Sekunde durch einen Distanzwurf doch noch verlor. Für den Gegner war es der erste Sieg nach zuvor acht Niederlagen. Auch in Trier (67:61) hatte sich Alba nach hoher Führung selbst in Schwierigkeiten gebracht. Gegen Bamberg vor zehn Tagen (62:72) nahm sich Alba ungewollt die empty moments schon in der Anfangsphase.

„Wir sind ausgelutscht“, sagt Geschäftsführer Marco Baldi, der froh ist, dass bis zum Play-off-Beginn noch sechs Spiele ausstehen, in denen der Meister die zur Titelverteidigung nötige Form finden kann. Einen ersten Schritt können die Berliner heute gegen die Giants Düsseldorf tun (20 Uhr, Arena am Ostbahnhof). Der Tabellen-13. verpasste beim 96:98 gegen Tabellenführer Oldenburg zuletzt einen Sieg nur knapp. Anders im Dezember: Da schlugen die Giants ein anderes Spitzenteam – Alba Berlin.

Zwei Gründe sieht Baldi für die Rhythmusstörungen: Zu wenig Energie sowie „Strukturprobleme“ durch die Verletzung von Spielmacher Rashad Wright. Mit intensivem Training würden die Profis schon jetzt topfit gemacht für die Play-offs. „Zum Ende hin wird mitentscheidend sein, wie viel Luft man hat. Da kann man auf den Spielplan jetzt keine Rücksicht nehmen“, sagt Baldi. Doch dementsprechend schwer sind mitunter Beine und Arme.

Durch Wrights Sprunggelenksverletzung muss Trainer Luka Pavicevic improvisieren. Zuletzt ließ er das Team sogar zweimal ohne gelernten Spielmacher beginnen. Steffen Hamann blieb auf der Bank, Julius Jenkins durfte von Anfang an aufs Feld. So wie auch immer noch Center Adam Chubb, dessen Spielzeit auf nicht einmal zehn Minuten geschrumpft ist. Der nachträglich verpflichtete Blagota Sekulic hat sich als Scorer unter dem Korb etabliert – aber vielleicht auch Unruhe ins Team gebracht.

Der Tabellenerste hat in den entscheidenden Play-off-Spielen Heimvorteil, und die Berliner haben in der Arena am Ostbahnhof erst ein einziges Bundesligaspiel verloren, eben jenes gegen Bamberg. Auf ihre Heimstärke wollen die Basketballprofis freilich schon vor den Play-offs setzen: in den Spitzenspielen gegen Göttingen und am letzten Hauptrundenspieltag gegen Tabellenführer Oldenburg. Und heute gegen Düsseldorf.

Helen Ruwald

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