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Sport: Das Recht auf täglichen Fußball

Wenn die Welt früher schon nicht besser war, einfacher war sie auf jeden Fall. Zum Beispiel die Fußballwelt: Es gab einen Landesmeister, der spielte im Europapokal der Landesmeister.

Wenn die Welt früher schon nicht besser war, einfacher war sie auf jeden Fall. Zum Beispiel die Fußballwelt: Es gab einen Landesmeister, der spielte im Europapokal der Landesmeister. Es gab einen Pokalsieger, der spielte im Europapokal der Pokalsieger. Und aus der Bundesliga durften dann noch der Zweite, Dritte, Vierte und Fünfte im Uefa-Cup spielen. Und zwar nur am Mittwoch und nie vor der Tagesschau. Ab neun hockten wir dann vor dem Radio und lauschten, wenn sich Jochen Hageleit zur zweiten Halbzeit aus Lodz, Madrid oder Stavanger meldete. Um elf kamen dann die Zusammenfassungen im Fernsehen. Aber da lagen wir leider schon im Bett. Komischerweise hatten wir trotzdem nie das Gefühl, irgendetwas verpasst zu haben.

Genau das aber hat uns die Uefa, der Europäische Fußballverband, irgendwann weismachen wollen. Als gäbe es ein Uefa-Grundgesetz, deren Präambel lautet: Jeder Europäer hat ein Recht auf Fußball jeden Tag, auch dienstags und vor allem donnerstags. Solche Präambeln dienen meist nur dem schönen Schein, das Alltagsgeschehen hingegen regeln die Ausführungsbestimmungen, in denen es heißt: Ziel aller Europapokalwettbewerbe ist es, den teilnehmenden Vereinen möglichst viel Geld zu verschaffen.

Leider geht das nur auf Kosten der Einfachheit. Der Europapokal der Pokalsieger ist längst der Gier der Großvereine zum Opfer gefallen, welche wiederum Opfer der Gier ihrer Spitzenspieler sind. Die Pokalsieger spielen jetzt im Uefa-Cup, und der Europapokal der Landesmeister heißt Champions League, weil der Begriff zumindest im nicht-englischsprachigen Raum die Tatsache verschleiert, dass auch Versager wie der Deutsche Rekordvizemeister Bayer Leverkusen Jahr für Jahr das Teilnehmerfeld auffüllen.

Früher gab es ein Hin- und ein Rückspiel, danach war eine Mannschaft ausgeschieden. So einfach, so gut. Heute verliert eine Mannschaft dreimal und zieht dank Uefa-Koeffizient oder sonstiger undurchschaubarer Regelungen doch noch in die x-te Zwischenrunde ein. Planungssicherheit nennt die Uefa das. Allerdings gilt die Planungssicherheit nur für die ganz Großen in Europa, die sowieso schon das meiste Geld verdienen. Irgendwie ist das unfair.

Aber die Uefa hat eben auch ein Herz für Mittelvereine wie Hertha BSC, die immer in Runde drei des Uefa-Cups ausscheiden. Auch denen will sie künftig Planungssicherheit zuteil werden lassen. Von der Saison 2003/04 an sollen nach der ersten Hauptrunde die verbliebenen 32 Mannschaften nicht weiter im spannenden K.-o.-System spielen, sondern in acht Vierergruppen. Möglicherweise verschafft das auch den Zuschauern eine gewisse Planungssicherheit. Irgendwann werden sie ihre Freizeit wohl ganz ohne Uefa-Cup planen.

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