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Sport: Das Rennen dahinter

Bei den Sixdays geht es nicht nur um Spitzenplätze – manche kämpfen darum, nicht Letzter zu werden

Berlin - Vorne greifen gerade Rolf Aldag und Andreas Kappes an. Sie wollen zusammen mit ihren Partnern Robert Bartko und Andreas Beikirch bei einer „Kleinen Jagd“ des Berliner Sechstagerennens einen Rundengewinn herausfahren. Deshalb haben sie sich von dem Fahrerfeld auf der 250 Meter langen Rennbahn vom Feld abgesetzt, um es irgendwann hinten wieder einzuholen. Hinten, das ist da, wo Christian Bach und Henning Bommel tapfer im Feld mitstrampeln. Sie haben nach vier Tagen 16 Runden Rückstand.

Nach viermal „Großer Jagd“ und „Kleiner Jagd“, viermal 45 und 30 Minuten Angriffen der Favoriten, liegen Bach und Bommel auf dem vorletzten Platz der 18 Zweier-Teams. Macht das Spaß, immer wieder von den Favoriten eingeholt zu werden und dann noch den Applaus der Zuschauer für deren Rundengewinn zu hören? „Ja klar, das ist mein zweites Sechstagerennen“, sagt Henning Bommel und lacht. Er freut sich einfach darüber, im Fahrerlager in der Mitte des Velodroms dabei zu sein. Der 22-Jährige ist ein guter Bahnradfahrer und wurde schon im Deutschen Vierer eingesetzt, wo nur die Besten mitfahren dürfen. Beim Sechstagerennen muss er sich aber erst einmal darauf konzentrieren, keinen Wechsel zu verpatzen.

Alle paar Runden wechseln sich die beiden Fahrer eines Teams ab, nur einer ist jeweils in der Wertung. Weil der andere weiter oben auf der Bahn kurz verschnaufen darf und langsamer fährt, versucht ihm der schneller fahrende bei der Übergabe mit dem so genannten Schleudergriff Schwung mitzugeben, wenn sich beide Fahrer kurz die Hand geben. Das erfordert Routine, vor allem weil das Manöver innerhalb des rasenden Fahrerpulks stattfindet. „Man muss sich am Anfang schon sehr darauf konzentrieren, nicht den Weg der anderen zu kreuzen“, sagt Bommel, der vor drei Jahren beim Zukunftsrennen in Berlin Zweiter wurde. Doch im großen Rennen wird deutlich schneller gefahren. „Ich bin sehr zufrieden mit ihm“, sagt Bommels Partner Christian Bach. Er hat etwas mehr Erfahrung, es ist sein neunter Sechstage-Start.

Die Routiniers haben mindestens mehrere Dutzende Sechstagerennen hinter sich. „Die Erfahrung macht sehr viel aus. Wann starte ich eine Attacke, wann wechseln wir, wie reagieren die anderen?“, erzählt Bach. Der 26-Jährige ist zehnmaliger Deutscher Meister, er war 2002 Vizeweltmeister mit dem Bahnvierer. Trotzdem sagt Bach: „Wir konzentrieren uns auf die kleinen Wettbewerbe.“

Zwischen „Großer Jagd“ und „Kleiner Jagd“ gibt es kurze Ausscheidungsrennen, die für die Favoriten nicht so wichtig sind, weil es keine Rundengewinne gibt. Da waren Bach und Bommel auch schon vorne. So machen sie bei den Veranstaltern auf sich aufmerksam. „Schließlich wollen wir nächstes Mal wieder dabei sein“, sagt Christian Bach. Für dieses Jahr haben sich die beiden auch noch etwas vorgenommen. „Hinten gibt es noch ein eigenes kleinen Rennen. Letzter will natürlich keiner werden“, sagt Christian Bach. Dann muss er los – weiter hinterherfahren.

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