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Sport: Das richtige Klima

Anna Dogonadze hat sich penibel auf ihren Olympiasieg vorbereitet

Um für die Olympischen Spiele in Athen zu trainieren, leaste Anna Dogonadze einen Ford Fiesta mit Klimaanlage und schaltete diese auch fleißig ein. Außerdem besuchte die 31-jährige Trampolinturnerin in Deutschland absichtlich Gebäude, die künstlich auf niedrigere Temperaturen heruntergekühlt werden. „Ich habe mich dadurch sehr gut an Klimaanlagen gewöhnt“, sagt Dogonadze. Vor vier Jahren in Sydney hatte sie sich wegen einer solchen Anlage erkältet und nahezu 40 Grad Fieber bekommen. Aber dort ist noch mehr schief gelaufen.

Jetzt steht Anna Dogonadze in der Olympiahalle, trägt einen Lorbeerkranz auf dem Kopf, eine Medaille baumelt auf Bauchhöhe. Es ist die goldene. Mit 39,60 Punkten hat sie im Finale vor 9000 Zuschauern die Kanadierin Karen Cockburn (39,20) und die 18-jährige Chinesin Shanshan Huang (39,00) hinter sich gelassen. Die Mutter einer neunjährigen Tochter zeigte die beste Leistung, darunter im zweiten von zehn Sprüngen einen dreifachen Salto vorwärts gehockt mit einer Schraube. „Jetzt hat Anna das Trauma von Sydney endgültig überwunden“, sagte Bundestrainer Michael Kuhn.

In Sydney hatte sie sich zwar von ihrem Fieber erholt und lag vor dem Finale auf dem ersten Platz. Dann aber landete sie neben dem federnden Element der Matte und fiel auf Rang acht zurück. Schon im nächsten Wettbewerb habe sie das Missgeschick vergessen, sagt sie. Doch der Deutsche Turnerbund engagierte einen Psychologen, mit dem sie über diesen Fehler sprach. Der Bundestrainer wollte auch noch einmal mit ihr darüber reden. „Aber das ging nicht, sie wollte es nicht.“ Wahrscheinlich weil sie genau wusste, was sie falsch gemacht hatte: „Ich war einfach nicht konzentriert genug.“

Deutschland ist das dritte Land nach der Sowjetunion und Georgien, für das Dogonadze bereits startet. Vor acht Jahren kam sie nach Deutschland, heiratete einen Deutschen, von dem sie seit zwei Jahren wieder geschieden ist. Nun turnt sie wieder unter ihrem Mädchennamen. „Das lasse ich jetzt auch so.“

Bundestrainer Michael Kuhn sagt: „Die Grundlagen sind in Georgien gelegt worden.“ Allerdings turnt Dogonadze bereits seit acht Jahren für den Deutschen Turnerbund. Dessen Sportwart Wolfgang Willam freute sich über die erste Goldmedaille seit Andreas Weckers Olympiasieg 1996. „Wir sind ja nicht so erfolgsverwöhnt.“ Es ist ein schöner Moment für einen Verband, der vor einem Monat durch den tragischen Unfall von Ronny Ziesmer einen schweren Schock erlebt hat. Der Turner ist seitdem querschnittsgelähmt. „Man freut sich jetzt über den Erfolg, aber der Unfall ist noch lange nicht aufgearbeitet“, sagte Willam. „Die Realität holt uns wieder ein, wenn wir zu Hause sind.“

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